Der EHEC-Effekt Einzelhandel mit Umsatzeinbruch
30.06.2011, 12:58 Uhr
Besonders das Gemüse blieb liegen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die durch die EHEC-Infektionen ausgelöste Verunsicherung bei den Verbrauchern sorgt für einen Umsatzeinbruch im deutschen Einzelhandel. Branchenexperten rechnen jedoch mit einer baldigen Erholung.
Die EHEC-Krise hat den deutschen Einzelhändlern den größten Umsatzeinbruch seit Jahren zugefügt. Sie hatten im Mai 3,0 Prozent weniger in den Kassen als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Einen stärkeren Rückgang hat es zuletzt im Mai 2007 mit 3,7 Prozent gegeben", sagte ein Statistiker.
Der Einzelhandelsverband HDE sprach von einem Dämpfer für den Konsum. "Die EHEC-Krise hat die Verbraucher verunsichert", sagte HDE-Sprecher Kai Falk. "Sie sind deshalb seltener in die Geschäfte gegangen."
Die Welle blutiger Durchfallerkrankungen wurde Anfang Mai durch eine bis dahin unbekannte Mutation des eigentlich harmlosen Darmbakteriums E.coli ausgelöst. Höhepunkt der Krise war der 22. Mai, an dem dem Robert-Koch-Institut (RKI) über 60 neue HUS-Fälle gemeldet wurden, eine besonders gefährliche Komplikation der EHEC-Infektion. Am 25. Mai warnte das RKI offiziell vor dem Verzehr von rohen Tomaten, Gurken und Blattsalaten. Zuvor hatten schon verschiedene Landesbehörden vor Rohkost als möglicher Infektionsquelle gewarnt.
Bauern schwer getroffen
Nach Angaben der Bundesbank fiel der Umsatz mit Nahrungsmitteln, Tabakwaren und Getränken im Mai um 3,6 Prozent. Mehr als ein Drittel des Einzelhandelsumsatzes entfällt auf diese Warengruppe. Allein die spanischen Gemüsebauern beklagten auf dem Höhepunkt der Krise den Verlust von 200 Mio. Euro pro Woche. Der Deutsche Bauernverband sprach von Verlusten von fünf Mio. Euro pro Tag, die sich Anfang Juni bereits auf 65 Mio. Euro summiert hatten.
Experten rechnen trotz des unerwarteten Rückschlags mit wieder steigenden Konsumausgaben. "Es gibt offenbar Sonderfaktoren - wie die EHEC-Krise", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. "Das hat den Umsatz im Nahrungsmittelhandel gedrückt." Aber auch die unterschiedliche Lage von Feiertagen könne die Zahlen verzerrt haben, obwohl die Statistiker versuchen, Saison- und Kalendereffekte herauszurechnen. Auch die Commerzbank rechnet nicht mit einem Konsumeinbruch. "Dafür sind die Rahmendaten einfach zu gut", sagte ihr Experte Ralph Solveen. "Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Beschäftigung steigt, die Löhne ziehen wieder etwas stärker an."
Von Januar bis Mai setzten die Einzelhändler 3,1 Prozent mehr um. Der HDE rechnet im Gesamtjahr mit einem Plus von 1,5 Prozent. Die Aussichten für gute Geschäfte sind angesichts der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht schlecht. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im Mai auf 40,8 Millionen. Damit standen fast eine halbe Million Männer und Frauen mehr in Lohn und Brot als vor einem Jahr.
Quelle: ntv.de, rts