11.000 Stellen müssen weg Eon-Chef bleibt hart
18.12.2011, 16:21 Uhr
Großer Kehraus bei Eon.
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Der Energieriese Eon lässt sich von seinen Plänen zum Abbau tausender Stellen nicht abbringen. Obwohl er für die Schrumpfkur erst einmal tief in die Tasche greifen muss, sieht Konzernchef Teyssen keine Alternative zu schlankeren Strukturen. Dabei räumt er auch strategische Fehler der Eon-Spitze in den vergangenen Jahren ein.

"Einige Missstände im Konzern selbst verursacht": Eon-Chef Johannes Teyssen.
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Im Streit um den Stellenkahlschlag bei Deutschlands größtem Energieversorger Eon zeigt sich Vorstandschef Johannes Teyssen unnachgiebig. Der Abbau von 6000 Arbeitsplätzen allein in Deutschland diene dem Erhalt der übrigen Stellen, sagte Teyssen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Weil wir Tausende Jobs retten wollen, müssen wir uns von ineffizienten Verwaltungen verabschieden, und zwar schnell." Weltweit will Eon bis zu 11.000 der knapp 80.000 Stellen streichen.
Auf den Alternativplan der Gewerkschaft Verdi ging Teyssen in dem Interview nicht ein. Nach Einschätzung des Verdi-Energieexperten und Eon-Aufsichtsratsmitglieds Sven Bergelin könnte der Stellenabbau wesentlich geringer ausfallen, wenn der Konzern unter anderem das Kundengeschäft mit der dezentralen Energieerzeugung ausbaut. Hierzu gehöre die Wartung und der Service von Solar- oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Zudem sollten im Zuge der Energiewende neue Gaskraftwerke gebaut und die umstrittenen Kohlekraftwerke Datteln in Nordrhein-Westfalen und Staudinger bei Frankfurt fertiggestellt werden.
Kündigungen möglich
Teyssen schloss Kündigungen auch in dem Interview nicht ausdrücklich aus, versuchte aber, entsprechenden Befürchtungen der Arbeitnehmer den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Der Stellenabbau wird auf einem sehr anspruchsvollen sozialen Niveau stattfinden", sagte der Vorstandschef. Dies werde für den Konzern nicht billig. "Eon wird viel Geld dafür geben, dass wir Menschen von Arbeit zu Arbeit bringen." Zahlen dazu nannte er nicht.
Für Eon kommt es derzeit knüppeldick: Nach dem Dauer-Konflikt um den Stellenabbau, den Belastungen durch den Atomausstieg Deutschlands und einem schwächelnden Gasgeschäft hat Teyssen auf Geschäfte vor allem in Süd- und Osteuropa drei Mrd. Euro abgeschrieben. Der Konzern zahlt damit die Zeche für teure Zukäufe. "Wir haben einige Missstände im Konzern selbst verursacht", räumte Teyssen in dem Interview ein. Er gehört seit 2004 dem Konzernvorstand an, dessen Führung er im Mai übernommen hatte. Der einst vor Kraft strotzende Energieriese wird in diesem Jahr wohl erstmals einen Nettoverlust schreiben.
Quelle: ntv.de, nne/rts