Auf der Suche nach Wachstum Eon kauft sich in Brasilien ein
11.01.2012, 12:28 UhrDer Strom- und Gasriese Eon steigt groß ins Brasiliengeschäft ein. Der Konzern beteiligt sich an dem Versorger MPX und gründet mit ihm ein Gemeinschaftsunternehmen.
Der vom Atomausstieg in Deutschland gebeutelte Energiekonzern Eon bricht mit einem Einstieg im stark wachsenden brasilianischen Markt zu neuen Ufern auf. Nach den Rückschlägen der vergangenen Monate konnte Vorstandschef Johannes Teyssen mit dem Erwerb von zehn Prozent der Anteile am Versorger MPX den ersten Erfolg bei der Suche nach neuen Wachstumsmärkten melden. Die Konzerne wollen Kraftwerke bauen und mit einem Gemeinschaftsunternehmen zum größten privaten Energieversorger Brasiliens aufsteigen.
Teyssen war seit über einem Jahr auf der Suche nach neuen Wachstumsmärkten, da für ihn in Deutschland und Europa keine großen Sprünge mehr zu machen sind. Neben Brasilien hat er auch Indien und die Türkei ins Visier genommen. Eon zahlt für die Beteiligung an MPX rund 350 Mio. Euro und erhält einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens, das dem Milliardär Eike Batista gehört. Die Transaktion soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden. Batista gilt als reichster Mann Brasiliens.
Strategische Partnerschaft
Das Gemeinschaftsunternehmen soll in Brasilien und Chile Kraftwerke mit einer Kapazität von rund 20.000 Megawatt betreiben. Es wird für alle Kohle- und Gaskraftwerksprojekte sowie für Vorhaben beim Ökostrom und den damit verbundenen Handelsaktivitäten verantwortlich sein.
Die strategische Partnerschaft werde sowohl bei der konventionellen Erzeugung als auch bei der erneuerbaren Energie erheblichen Wert schaffen, betonte Teyssen. "Die Zusammenarbeit eröffnet großartige Wachstumsperspektiven", sagte MPX-Eigentürmer Batista.
Der wegen seiner Stellenstreichungspläne unter Druck stehende Eon-Chef hatte vor Weihnachten noch im Bieterrennen um einen Einstieg bei dem portugiesischen Versorger EDP den Kürzeren gezogen. EDP verfügt ebenfalls über eine starkes Standbein in Brasilien.
In dem Land mit fast 200 Millionen Einwohnern steigt die Stromnachfrage jährlich um fünf Prozent, während in Deutschland allenfalls schwache Zuwachsraten erwartet werden. Eon musste hierzulande im Zuge des beschleunigten Atomausstiegs im vergangenen Jahr zwei Atomkraftwerke abschalten, die bislang zu den Gewinnbringern gehörten. Der größte deutsche Versorger hatte erklärt, das gerade abgelaufene Geschäftsjahr wohl mit dem ersten Nettoverlust seiner Unternehmensgeschichte abzuschließen.
Quelle: ntv.de, jga/rts