Wirtschaft

Milliardenverlust Eon schreibt erstmals rote Zahlen

Der größte deutsche Strom- und Gaskonzern Eon verbucht im vergangenen Jahr erstmals in der seiner Firmengeschichte unterm Strich einen Verlust. Als Gründe werden die Energiewende, das schwierige Gasgeschäft und milliardenschwere Abschreibungen angeführt. Die Aktionäre sollen trotzdem nicht darben und ihre versprochene Dividende erhalten.

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Es ist gekommen, wie Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen bereits im Dezember angedeutet hatte: Die Abschaltung mehrerer Kernkraftwerke infolge des Atomausstiegs, ein schwaches Gashandelsgeschäft sowie ein teils niedrigerer Energieverbrauch haben Deutschlands größten Energieversorger im abgelaufenen Jahr belastet. Eon verbuchte einen Fehlbetrag von 2,22 Mrd. Euro und fuhr damit den ersten Nettoverlust seiner Firmengeschichte ein.

Im Vorjahr hatte Eon noch einen Gewinn von 5,85 Mrd. Euro erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel um 30 Prozent auf 9,29 Mrd. Euro und der für die Dividende entscheidende nachhaltige Überschuss um 49 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro.

Analysten hatten im Durchschnitt mit einem nachhaltigen Überschuss von 2,365 Mrd. Euro gerechnet. Trotz des dramatischen Ergebniseinbruchs sollen die Eon-Aktionäre – wie versprochen - eine Dividende von einem Euro je Aktie erhalten nach 1,50 Euro je Anteilsschein in den beiden Vorjahren.

Talsohle bereits durchschritten

Für die nahe Zukunft gibt sich Eon aber optimistisch: "Die Talsohle ist erreicht", sagte Vorstandschef Johannes Teyssen. Er peile bereits 2012 wieder eine Steigerung des operativen Ergebnisses an. So soll das Ebitda auf 9,6 bis 10,2 Mrd. Euro klettern. Der nachhaltige Überschuss soll zwischen 2,3 und 2,7 Mrd. Euro betragen. Für 2012 peilt der Konzern  eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie an. Den Ausblick für 2013 bestätigte Eon. Das Unternehmen rechnet weiterhin mit einem bereinigten Ebitda von 11,6 bis 12,3 Mrd. Euro und einem Nachhaltigen Überschuss von 3,2 bis 3,7 Mrd. Euro gerechnet.

"2011 war das bisher schwierigste Jahr in der jungen E.ON-Geschichte", sagte Teyssen, der den größten deutschen Versorger seit Mai 2010 führt. Seit der Gründung im Jahr 2000 hatte das Unternehmen Milliardengewinne eingestrichen. Durch die Atomwende kam der größte deutsche AKW-Betreiber wie die Konkurrenten RWE, EnBW und Vattenfall unter Druck. "Politische Entscheidungen und massive Veränderungen in unseren Märkten stellen uns vor nie gekannte Herausforderungen", sagte Teyssen.

E.ON hatte seine Meiler Isar 1 und Unterweser stilllegen müssen, die dem Konzern jahrelang die Kasse gefüllt hatten. Die Abschaltung der Meiler und die Brennelementesteuer hätten das Ergebnis mit 2,5 Mrd. Euro belastet. Dennoch wolle Eon den Umbau der Energieversorgung mitgestalten, sagte Teyssen.

Probleme schon vor der Energiewende

Doch Eon steht nicht erst seit der Atomwende vor einem gewaltigen Umbruch. Teyssen hat dem Unternehmen bereits einen strikten Sparkurs verordnet - mit dem Abbau von weltweit 11.000 Stellen, davon bis zu 6000 in Deutschland. Die jährlichen Ausgaben will Eon so bis 2015 um um 1,5 Mrd. Euro drücken.

Negativ zu Buche schlugen in der Bilanz auch das schwierige Gasgeschäft und milliardenschwere Abschreibungen in Italien und Spanien. Teyssen will daher den Verkauf der Beteiligungen im Ausland forcieren. In den kommenden Monaten könne die Ferngasnetztochter Open Grid Europe abgestoßen werden. Zur Disposition stehen bis Ende 2013 insgesamt Geschäfte mit einem Volumen von fünf Mrd. Euro.

Einen wichtigen Schritt habe E.ON bei seinem schwächelnden Gasgeschäft erreicht, sagte Teyssen. Der Konzern einigte sich mit seinem norwegischen Lieferanten Statoil auf günstigere Preise. Eon machen wie auch RWE die teuren Langfristverträge mit den Gaslieferanten zu schaffen. Die Konzerne müssen ihr Gas mitunter teurer bezahlen, als sie es an ihre Kunden wegen der gefallenen Preise weiterverkaufen können.

Im Gashandel verbuchte E.ON nach Angaben von Finanzchef Marcus Schenck einen Verlust von 700 Mio. Euro. 2012 soll das Minus zumindest nicht höher ausfallen. Die Verhandlungen über Vertragsänderungen mit Gazprom ziehen sich weiter hin.           

Eon wolle sich künftig noch stärker global aufstellen und sein Wachstum außerhalb Europas vorantreiben, sagte Teyssen. Er hatte bereits im Januar angekündigt, in den brasilianischen Markt einzusteigen. Dort will sich E.ON für 350 Mio. Euro mit zehn Prozent an dem Versorger MPX beteiligen und mit diesem neue Kraftwerke bauen. Nach dem Vorstoß in Brasilien nimmt Teyssen nun auch die Türkei und Indien als neue Märkte in den Blick. Langfristig will Eon ein Viertel seines operativen Gewinns außerhalb Europas einfahren.        

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa

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