Dunkle Seite der Renault-Geschichte Erben scheitern vor Gericht
11.01.2012, 17:35 UhrDie Enteignung der Familie Renault nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Kollaboration mit den deutschen Besatzern ist rechtens. Das Pariser Landgericht schmettert die Forderung der Enkel von Firmengründer Louis Renault nach Entschädigung ab.
Im Rechtsstreit um die Enteignung des französischen Autobauers Renault vor mehr als 60 Jahren haben die Enkel des Firmengründers Louis Renault eine Niederlage erlitten. Das Pariser Landgericht wies ihre Forderung nach Entschädigung zurück. Der Anwalt der sieben Erben kündigte Berufung an. Das Familienunternehmen war am 16. Januar 1945 wegen Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern verstaatlicht worden.
In dem Verfahren stritten die Erben, Vertreter von Gewerkschaften und des französischen Staates sowie Mitglieder einer Vereinigung von Deportierten um die Rolle des Firmengründers Louis Renault während der Besatzung. Der Anwalt der Gewerkschaft CGT, Jean-Paul Teissonnière, begrüßte die Gerichtsentscheidung als "juristisch begründet und moralisch sehr tröstlich". Renault sei ein "Instrument in den Händen der Wehrmacht gewesen".
Der Anwalt der Erben, Thierry Lévy, hatte den Vorstoß damit begründet, dass die Verstaatlichung ohne Entschädigung gegen das Grundrecht auf Eigentum verstoßen habe. Eine Enkelin von Louis Renault hatte darauf verwiesen, dass ihr Großvater zur Zusammenarbeit mit den Nazis gezwungen worden sei. Den Erben geht es nach eigenem Bekunden weniger um Geld als um die Rolle ihres Großvaters zur Zeit der Nazi-Besatzung.
Foto mit Hitler abgehängt
Louis Renault war nach der Befreiung von Paris im September 1944 wegen Kollaboration inhaftiert worden. Nach seinem Tod im Oktober 1944 wurde die Firma, deren Kapital damals auf 240 Millionen Francs geschätzt wurde, beschlagnahmt und als einziges Unternehmen verstaatlicht. Der Schritt, der ohne eine vorherige Verurteilung Renaults wegen Kollaboration erfolgte, war laut Parlamentsprotokollen schon damals umstritten.
Die Renault-Erben setzten im vergangenen Sommer durch, dass ein Foto ihres Großvaters mit Adolf Hitler in der Gedenkstätte im südfranzösischen Ouradour-sur-Glane abgehängt wurde. Unter dem Foto stand "Louis Renault baute Panzer für die Wehrmacht".
Quelle: ntv.de, AFP