Wirtschaft

Verunsichert statt versichert Ergo-Orgie verprellt Kunden

Beim Versicherungskonzern Ergo gehen nach der Affäre um eine Sex-Party für besonders fleißige Verkäufer Hunderte Kündigungen ein. Die Konzernmutter Munich Re lässt jedoch auf Ergo-Chef Oletzky nichts kommen. Daran ändern auch Tausende ungeeigneter Riester-Verträge nichts. Anfang kommenden Monats wollen Wirtschaftsprüfer dazu ihren Bericht vorlegen.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Affären um Lustreisen und Riester-Verträge haben den Versicherer Ergo nach eigenen Angaben mehrere hundert Kunden gekostet. "Verloren haben wir mit konkretem Bezug darauf etwa 500 Kunden - von insgesamt immerhin 20 Millionen", sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky der "Rheinischen Post". Der Chef des Mutter-Konzerns Munich Re stellte sich hinter den Ergo-Chef.

Die Düsseldorfer waren durch eine Budapester Sex-Party mit Prostituierten als Belohnung für Versicherungsvertreter in die Schlagzeilen geraten. Außerdem musste der Versicherungskonzern einräumen, dass er Riester-Verträge mit falschen Kostenberechnungen verkauft hatte. Zudem soll Ergo Kunden für sie ungeeignete Versicherungspolicen verkauft haben. Der Konzern hatte dafür Entschädigungen angekündigt und sich in großen Zeitungsanzeigen entschuldigt.

12.000 Kunden betroffen

Zum Stand der internen Ermittlungen sagte Oletzky: "Wir haben jetzt einen ersten Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers erhalten." Für Anfang August rechne man mit dem Abschlussbericht. Nach eigenen Erkenntnissen seien rund 12.000 Kunden betroffen, "aber sie sind nicht geschädigt", betonte Oletzky. Ergo werde den Fehler beheben: "Die Kunden bekommen so am Ende mehr, als wenn das korrekte Formular verwendet worden wäre."

Trotz aller Negativschlagzeilen steht der Mutterkonzern Munich Re weiter hinter Vorstandschef Oletzky. "Ich schätze Herrn Oletzky persönlich und als Manager seit vielen Jahren", sagte Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard der "Welt". Oletzky sei der richtige Mann, um die Vorfälle aufzuklären und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Allerdings machte Bomhard laut dem Bericht auch deutlich, dass das Image des gesamten Konzerns gelitten habe, gerade im Ausland. Ergo müsse nun "schnell aus der aktuell sehr unbefriedigenden Situation herauskommen". Einem Verkauf der Erstversicherungstochter erteilte von Bomhard erneut eine Absage.

Strip-Partys in Lüneburg?

Zu Medienberichten, wonach Vertreter der Ergo-Tochter HMI auch in einem Hotel in Lüneburg bei Strip-Partys dabei gewesen seien, sagte Ergo-Sprecher Alexander Becker, was auch immer dort geschehen sein möge - es sei nicht von Ergo organisiert gewesen. Ergo bleibe bei der Aussage, dass es eine vom Unternehmen organisierte Party wie in Budapest nicht wieder gegeben habe. Der Lüneburger Hotelchef sagte der Süddeutschen Zeitung, ihm sei von einer solchen Veranstaltung nichts bekannt.

Becker stellte klar, dass Seminare wie in Lüneburg von selbstständigen Vermittlern in eigener Regie organisiert würden. Ob es dort Stripperinnen oder gar Prostituierte gegeben habe, wisse er nicht. Als Reaktion auf Budapest sei aber auch ein Verhaltenskodex für selbstständige Vermittler erlassen worden.

Quelle: ntv.de, nne/dpa

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