Sex-Orgie und Riester-Affäre Ergo erstattet Strafanzeige
10.06.2011, 17:26 UhrSex-Skandal und angebliche Riester-Abzocke kratzen am Image der Ergo-Versicherungsgruppe. Insiderinformationen haben die Details an die Öffentlichkeit gebracht. Ergo dreht nun den Spieß herum und stellt Strafanzeige. Es geht um versuchte Erpressung.
Die Ergo-Versicherungsgruppe hat Strafanzeige wegen versuchter Erpressung erstattet. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Ralf Möllmann in Düsseldorf. Allerdings wollte er keine weiteren Einzelheiten nennen. Auch Ergo hielt sich bedeckt: "Wir kommentieren das nicht", sagte ein Konzern-Sprecher.
Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" richten sich die Anzeigen gegen zwei Rechtsanwälte, einen Wirtschaftsprüfer und einen Geschäftsmann. Hintergrund ist der Zeitung zufolge ein Streit über millionenschwere Abfindungen früherer Versicherungsvertreter. In diesem Zusammenhang sollen auch das Bekanntwerden des Sex-Skandals und der fehlerhaften Riester-Policen stehen.
Sex-Orgie und Riester-Affäre
Erst vor wenigen Wochen war die Gesellschaft in die Schusslinie geraten: Im Juni 2007 hatte der Strukturvertrieb der Hamburg-Mannheimer eine Sex-Orgie mit rund 20 Prostituierten für seine 100 besten Vertreter organisiert. Der Sex-Skandal hatte in der Versicherungsbranche für massive Verstimmung gesorgt. Als Konsequenz verschärfte Ergo am Mittwoch seine Verhaltensregeln für Mitarbeiter und selbstständige Handelsvertreter.
Das "Handelsblatt" hatte am Donnerstag dann über angebliche Kundenabzocke bei Ergo mit der Riester-Rente in dreistelliger Millionenhöhe berichtet. Der Versicherer soll demnach rund 70.000 Kunden zu hohe Verwaltungskosten berechnet und daran ungerechtfertigt bis zu 160 Mio. Euro verdient haben.
"Gravierende Fehler"
Ergo gehört dem Rückversicherer MunichRe. Deren Chef Nikolaus von Bomhard sprach von einem "gravierenden Fehler". "Im Interesse der Verbraucher wird dieser Vorfall lückenlos aufgeklärt", kündigte er an.
"Mal wieder die Hamburg-Mannheimer", sagte Hajo Köster, Justiziar des Bundes der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. "Der Ergo-Vorstand muss sich dafür verbürgen, dass er alle betroffenen Versicherten anschreibt und ihnen die Beiträge rückwirkend und mit allen Konsequenzen gutschreibt. Auch denen, die bereits ausgestiegen sind." Es dürfe nicht sein, dass die Korrektur den Versicherten überlassen werde und die Versicherung von ihrem Fehler profitiere.
Ein Jurist der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen riet den Betroffenen, auf eine Neuberechnung des Vertrages zu pochen: "Die Leute können zwar nicht mit der Auszahlung des Geldes rechnen, aber das Guthaben im Vertrag wird sich erhöhen", sagte Markus Feck. Auf die Versicherung sollten sich die Betroffenen nicht verlassen, sondern besser mit sämtlichen Unterlagen eine Beratungsstelle der Verbraucherzentrale aufsuchen.
Quelle: ntv.de, bad/dpa