Reaktionen auf die Opel-Rettung Erleichterung auf allen Seiten
30.05.2009, 12:35 UhrNach der Einigung auf den Einstieg des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna bei Opel herrscht kollektive Erleichterung. Doch gleichzeitig richten sich die Gedanken schon auf die noch anstehende Arbeit. Die Reaktionen im Überblick:
Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich zufrieden mit der Lösung: "Die Perspektive für Opel steht". Natürlich könne niemand für die Zukunft alle Risiken ausschließen. "Aber ich glaube, wir haben wirklich eine verantwortbare Lösung gefunden", sagte er.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hält die Übernahme von Opel durch Magna für "eine tragfähige Lösung, gerade auch für Bochum". Er sei "erleichtert", sagte Rüttgers der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Es werde zwar Einschnitte geben, "aber es ist uns gelungen, betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern", sagte der Landesregierungschef.
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) verwies darauf, dass den Verträgen auch die Haushaltspolitiker in Hessen und Nordrhein-Westfalen zustimmen müssten. Die Länder, in den die FDP mitregiert, hätten klare Bedingungen an ein staatliches Engagement gestellt. "Ich bin der Auffassung, dass diese Bedingungen erfüllt sind", sagte Koch.
Die Haltung von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bei der Rettung von Opel sorgt dagegen in der großen Koalition für Unmut. Guttenberg habe versucht, die Verhandlungen mit seinen Vorstößen für eine Opel-Insolvenz zu unterlaufen, sagte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil im RBB-Inforadio. Der CSU-Politiker habe in den zurückliegenden Tagen die Insolvenz als Königsweg dargestellt, obwohl dies mit erheblich größeren Risiken für alle Beteiligten verbunden gewesen wäre. "Ich bin froh, dass dieser Weg nicht gegangen wurde", sagte Heil.
Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hat sich "sehr zufrieden" gezeigt. Er sei sich sicher, dass die jetzt gefundene Lösung trage, sagte Franz. Der Betriebsratschef erwartet aber einen Personalabbau beim Autobauer. Jetzt beginne harte Arbeit. Franz will in den anstehenden Verhandlungen aber betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen verhindern. Das oberste Gebot sei dabei, dass es eine sozialverträgliche Lösung geben müsse. Opel sei mit "mehr als einem blauen Auge" aus den vergangenen Monaten herausgekommen.
Die IG Metall hat die in der Nacht erzielte Vereinbarung ebenfalls begrüßt. "Es ist gut, dass der Staat nun endlich Klarheit geschaffen hat. Es war höchste Zeit", sagte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Oliver Burkhard. Die Hängepartie sei für die Opel-Beschäftigten in ganz Europa eine Zumutung gewesen. "Jetzt können wir nach vorne schauen, jetzt fängt die eigentliche Arbeit erst an. Sicher ist nur: Es geht weiter für Opel."
Der Chef der russischen Sberbank hat den geplanten Deal als gute Chance für die russische Autoindustrie bezeichnet. Auf diese Weise erhalte Russland "einen der technologisch fortgeschrittensten europäischen Produzenten zu einem beispiellos niedrigen Preis", sagte Sberbank-Chef German Gref im russischen Fernsehen. Das Geldinstitut erhoffe sich, dass die russische Autoindustrie mit Hilfe dieser Erwerbung restrukturiert werden könne, sagte Gref, der früher russischer Handelsminister war. Die russische Sberbank ist gemeinsam mit dem russischen Autobauer GAZ Partner des österreichisch-kanadischen Auto-Zulieferers Magna bei dessen Übernahmeangebot.
Nach dem Durchbruch bei der Opel-Rettung hofft die Regierung in London auf eine Zukunft für die britische Schwestermarke Vauxhall. Der britische Wirtschaftsminister Peter Mandelson kündigte an, sich schnellstmöglich mit Vertretern des Investors Magna treffen zu wollen. "Ich werde auf eine Bekräftigung des Bekenntnisses aus der vergangenen Woche dringen, dass die Produktion bei Vauxhall in Großbritannien weitergeht", sagte Mandelson der BBC. Gleichzeitig räumte Mandelson ein, dass es Veränderungen nach dem Magna-Geschäft geben werde und dass Vauxhall Überkapazitäten habe. Bei Vauxhall sind in Großbritannien 5500 Menschen beschäftigt. In den Werken in Ellesmere Port und Luton werden unter eigenem Logo vor allem Opel-Modelle für den Linksverkehr produziert.
Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält den Einstieg Magnas bei Opel für die richtige Entscheidung. "Nach unserer Einschätzung bietet das Magna- Konsortium die beste Alternative für Opel, die langfristiges Wachstum garantiert, auch wenn in der Übergangszeit noch einige Holperstrecken zurückzulegen sind", erklärte der Professor der Universität Duisburg- Essen. Mit Magna und dem weiter an dem neuen Opel-Konzern beteiligten General Motors-Konzern habe Opel die Chance, gute Kooperationen einzugehen "und so Größenvorteile zu heben, die sonst nur bei großen, komplexen Unternehmen zu heben sind."
Quelle: ntv.de, AFP/dpa