Wirtschaft

Triton-Offerte schlägt Wellen Es brodelt bei Karstadt

Der Finanzinvestor Triton schreckt mit seinen Karstadt-Plänen die Belegschaft der Warenhauskette auf. Der Betriebsrat macht Front gegen die Triton-Übernahmebedingungen. Er befürchtet die Vernichtung von tausenden Arbeitsplätzen. In allen Filialen sind nun Betriebsversammlungen geplant.

Bei Karstadt wird weiter gezittert.

Bei Karstadt wird weiter gezittert.

(Foto: dpa)

Der Gesamtbetriebsrat von Karstadt wehrt sich gegen die Bedingungen des Finanzinvestors Triton für eine Übernahme der Warenhauskette. In einem Brief an die Belegschaft bezeichnen Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt und seine Kollegen das Angebot als "höchst unmoralisch".

Triton wolle die Beschäftigungssicherung für die 25.000 Mitarbeiter und die Standortsicherung für die 120 Häuser aufheben und "4000 bis 5000 Arbeitsplätze vernichten", heißt es in dem offenen Brief. Unter Umständen sollten auch Bereiche von Karstadt - etwa die Premium-Warenhäuser, Sporthäuser, die Reisebüros oder die Gastronomie - in eigenständige Einheiten überführt werden.

Die Arbeitnehmer vermuten dahinter Pläne, die profitablen Einheiten zu verkaufen, wenn die Sanierung des ganzen Konzerns misslinge. "Gleichwohl werden wir in einem Gespräch mit Triton klären, welche konkreten Vorstellungen und Erwartungen an uns bestehen", kündigte der Betriebsrat an. In allen Filialen seien Betriebsversammlungen geplant.

Der deutsch-schwedische Investor Triton hatte als einziger Interessent ein Angebot für Karstadt vorgelegt, fordert aber finanzielle Zugeständnisse von der Belegschaft und von den Vermietern der Warenhäuser. Das "Highstreet"-Konsortium unter Führung der US-Investmentbank Goldman Sachs, dem gut zwei Drittel der Immobilien gehören, erwägt eine eigene Offerte, wenn er sich nicht mit Triton verständigen kann. In Finanzkreisen wird eine Entscheidung darüber noch in dieser Woche erwartet.

Problem "kranke Flächen"

Nach einer Präsentation von Triton für den Gläubigerausschuss, fordert der Finanzinvestor eine Senkung der Mieten in einzelnen Karstadt-Häusern oder einzelnen Etagen und die Möglichkeit, Teile der Flächen weiterzuvermieten. Notfalls sollen einzelne Häuser an die Vermieter zurückgegeben werden können. Verlustbringende Abteilungen und Sortimente - etwa Multimedia oder Spielwaren - sollen sofort geschlossen oder an Spezialisten weitervermietet werden. Die Verlustbringer, die Triton "kranke Flächen" nennt und in denen fast 5000 Menschen arbeiten, verursachten im Jahr allein einen operativen Verlust (Ebitda) von 120 Millionen Euro.

Ziel für Karstadt sei mittelfristig ein Ebitda von mehr als 200 Millionen Euro, heißt es in der Präsentation. Im Gegenzug will Triton in den kommenden fünf Jahren 428 Millionen Euro in Karstadt investieren. Triton plant mit einem Umsatzanstieg auf 3,7 Milliarden Euro bis 2014, damit wäre Karstadt wieder auf dem Niveau von 2009. Für 2005 wird ein Rückgang auf 3,5 Milliarden Euro veranschlagt.

"Der derzeitige Business Case ist nicht zukunftsfähig und auf Grund unrealistischer Annahmen für keinen Investor plausibel", begründet Triton seine über den Insolvenzplan von Verwalter Klaus Hubert Görg hinaus gehenden Forderungen. Der Sanierungstarifvertrag behindere die Sanierbarkeit. Nach den Vorstellungen von Triton soll die Belegschaft über 2012 hinaus auf acht Prozent des Lohns verzichten.

Ein Triton-Sprecher wollte die Angaben nicht kommentieren. Er sagte, der Investor wolle die Karstadt-Belegschaft in einem offenen Brief über seine Pläne informieren.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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