Spotanalyse zum deutschen Außenhandel "Es gibt doch einen Champion"
08.07.2010, 08:51 UhrDie deutschen Exporte sind im Mai so stark gestiegen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das freut die Analystengemeinde, denn so können sie zumindest einen Champion feiern.
Die deutschen Unternehmen verkauften im Mai Waren im Wert von 77,5 Mrd. Euro ins Ausland - 28,8 Prozent mehr als im Mai 2009. Das war der kräftigste Anstieg seit Mai 2000 mit 30,7 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Verglichen mit dem Vormonat stiegen die Ausfuhren um 9,2 Prozent. Analysten hatten lediglich ein Plus von 3,9 Prozent erwartet. Sie sagten in ersten Reaktionen:
Jörg Lüschow, WestLB:
"Der Export bleibt der Wachstumsmotor in Deutschland. Die deutliche Zunahme der Importe dämpft allerdings das gesamtwirtschaftliche Wachstum etwas. Es fällt auf, dass wir von Monat zu Monat stark schwankende Zahlen haben. Das deutet darauf hin, dass Sondereffekte eine Rolle spielen - wie etwa die Aschewolke, die den Flugverkehr im April beeinträchtigte und jetzt zu Nachholeffekten geführt haben dürfte.
Für den Export sieht es weiter gut aus. Wir profitieren von dem Boom in Asien. Auch der schwächere Euro dürfte künftig stützen. Deshalb dürfte der Export 2011 die wesentliche Wachstumsstütze bleiben."
Andreas Rees, Unicredit:
"Es gibt zumindest einen Champion: Das sind die deutschen Exportunternehmen. Der Schwung in der deutschen Wirtschaft ist nach wie vor sehr stark. Die Gründe sind bekannt. So zieht im Moment noch das sehr gute Asien-Geschäft. Auch der schwache Euro hilft. Außerdem sehen wir eine Gegenreaktion zum starken Rückgang im Vormonat, der nun mehr als ausgeglichen ist. Auch der kräftige Importanstieg ist ein sehr ermutigendes Signal. Er zeigt, dass der Schwung groß ist.
Alles deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal stark gewachsen ist. Wir rechnen mit etwa einem Prozent. Allerdings ist klar, dass es mittelfristig nicht in diesem Tempo weitergehen wird. Die Abschwächung der Frühindikatoren signalisiert, dass ab Herbst die Dynamik nachlassen wird. Für dieses Jahr rechnen wir mit einem Exportplus von mehr als acht Prozent. Im kommenden Jahr dürfte die Weltwirtschaft ein bis zwei Gänge zurückschalten, das Exportwachstum dürfte sich halbieren."
Jürgen Michels, Citigroup
"Exporte und Importe sind kräftig gestiegen. Ein Grund dafür dürften Nachholeffekte sein, nachdem die Aschewolke im April den Luftverkehr zeitweise zum Erliegen gebracht. Das wurde im Mai nachgeholt.
Insgesamt sind das gute Zahlen. Die Nachfrage nach deutschen Waren ist besonders in Schwellenländern wie China sehr stark. Hier macht sich der schwächere Euro langsam positiv bemerkbar. Die deutsche Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal um rund ein Prozent gewachsen sein."
Quelle: ntv.de, rts