Leitzins wird nicht angehoben Euro-Krise bedroht Schweiz
16.12.2010, 13:05 UhrDie Krise im Euro-Raum lässt auch die Schweiz nicht kalt. So sehen die Eidgenossen ihren Export und ihr Wirtschaftswachstum bedroht. Beim eigenen Leitzins ist die Notenbank deshalb sehr vorsichtig.

SNB-Präsident Philipp Hildebrand.
(Foto: REUTERS)
Die Euro-Schuldenkrise und die damit einhergehende Schwäche der Gemeinschaftswährung bringt die Schweiz in Bedrängnis. Trotz kräftig wachsender Wirtschaft und einer drohenden Immobilien-Blase scheut die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiter davor zurück, an der Zinsschraube zu drehen.
Die Schweizer Währungshüter ließen ihren seit März des Krisenjahres 2009 auf einem Rekordtief liegenden Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent. Sie wollen den Anstieg des Franken bremsen, der angesichts der Schuldenkrise in der Eurozone als sicherer Anlagehafen gesucht wird.
Höhere Zinsen könnten den Kurs des Franken weiter nach oben treiben und damit die Exporte der heimischen Firmen abwürgen. Das Wachstum der Ausfuhren hat sich bereits deutlich verlangsamt, und die Inflation bewegt sich auf einem tiefen Niveau. Die SNB rechnet für 2011 nun mit einer durchschnittlichen Teuerung von 0,4 (bisher 0,3) Prozent. Für 2012 dagegen senkte die Notenbank die Inflationsprognose auf 1,0 von 1,2 Prozent.
"Eine Verschärfung der Krise in der Eurozone hätte unausweichlich auch weitere negative Folgen für die Schweizer Wirtschaft", betont SNB-Präsident Philipp Hildebrand. Die Nationalbank rechnet für die kommenden Quartale angesichts der verhaltenen Entwicklung in den Industrieländern und der Frankenaufwertung mit einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Für 2011 geht die SNB von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 1,5 Prozent aus nach rund 2,5 Prozent im ablaufenden Jahr.
Preisstabilität und Immobilienmarkt gefährdet
Seit September 2010 hat die SNB nach eigener Auskunft Liquidität abgeschöpft. Trotzdem übersteige die Notenbank-Geldmenge das Vorkrisen-Niveau weiterhin deutlich. Langfristig sei die Preisstabilität gefährdet, wenn die SNB an der expansiven Geldpolitik festhalte.
Von mehreren Banken werde gemeldet, dass die Nachfrage der Haushalte nach Hypothekarkrediten erneut zugenommen habe. Dies schlage sich in einer anhaltend hohen Wachstumsrate des Hypothekarvolumens nieder. Zudem erhöhten sich die Immobilienpreise weiter. "Die Lage auf dem Hypothekar- und Immobilienmarkt erfordert nach wie vor die volle Aufmerksamkeit der Nationalbank", sagte Hildebrand.
Quelle: ntv.de, rts