Wirtschaft

"Mitten im Anfang vom Ende" Euro-Zone hakt Finanzkrise ab

Der Pulverdampf der Finanzkrise verzieht sich in Euroland allmählich. Für eine endgültige Entwarnung ist es zwar noch zu früh. Eine wichtige Standortbestimmung können aber die Stresstests für den Bankensektor liefern.

Die Wolken über den Banken verziehen sich. Die Finanzkrise ebbt ab.

Die Wolken über den Banken verziehen sich. Die Finanzkrise ebbt ab.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist zwar noch zu früh, um Entwarnung zu geben. Doch es mehren sich die Zeichen, dass Europa das Trauma der Lehman-Pleite vom September 2008 überwunden hat und in absehbarer Zeit zur Normalität zurückkehren kann. Offenbar haben Politik und Finanzmärkte die Lehren aus der schwersten ökonomischen Krise der Nachkriegsgeschichte gelernt. In Abwandlung eines Churchill-Bonmots brachte es Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde jüngst auf den Punkt: "Wir sind mitten im Anfang vom Ende." Eine wichtige Standortbestimmung liefern die Stresstests für den Bankensektor, deren Ergebnisse noch vor Ende des Monats veröffentlicht werden sollen.

Insgesamt 91 Institute aus Euroland unterziehen sich dem Belastungstest, darunter 14 Banken aus Deutschland. Die in den Wirren der Finanzkrise vom Staat gestützte Commerzbank erwartet, dass sie die Prüfung bestehen wird Auch Wackelkandidat Postbank wird wohl nicht durchfallen. Unabhängig vom Ausgang der Tests sieht es EZB-Chef Jean-Claude Trichet bereits als großen Fortschritt an, dass die Institute ihre Bilanzen daraufhin durchleuchten lassen, ob ihre Kapitaldecke auch für den Fall eines neuerlichen Bebens an den Finanzmärkten dick genug ist. Mit der Veröffentlichung der Einzel-Ergebnisse lässt sich die stets auf Diskretion pochende Branche in die Karten schauen. Diese Übung in Transparenz soll das in der Finanzkrise angeknackste Vertrauen der Märkte stärken. Trichet setzt darauf - und mit ihm viele Experten.

Spanien hofft auf Entlastung durch Stresstest

Falls die spanischen Banken den Test bestehen, könnte auch das in der Schuldenkrise arg in Bedrängnis geratene südwesteuropäische Land etwas aufatmen. Die Regierung in Madrid will unbedingt zeigen, dass der von einer geplatzten Immobilienblase heimgesuchte Bankensektor intakt ist - und keine weiteren Risiken in den Bilanzen schlummern. Mit Konsolidierungsprogrammen versucht Spanien ebenso wie andere Südländer zudem, die Märkte von seinem eisernen Sparwillen zu überzeugen. Grundlegende Reformen vom Arbeitsmarkt bis hin zur Erhöhung des Renteneintrittsalters sollen dabei helfen, diese Problemländer im internationalen Wettbewerb wieder konkurrenzfähig zu machen. Kommen diese überfälligen Reformen endlich in Gang, profitiert auch die Gemeinschaftswährung.

"Euro-Untergang" abgewendet oder vertagt?

Der im Sog der Schulden-Krise kräftig unter Druck geratene Euro ist bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Die Gemeinschaftswährung hat sich bei derzeit 1,25 Dollar stabilisiert, nachdem sie zeitweilig auf rund 1,19 Dollar abgerutscht war. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass an den Märkten Untergangs-Szenarien für die Euro-Zone keine Konjunktur mehr haben. Zur Stabilisierung des Wechselkurses hat allerdings maßgeblich beigetragen, dass die US-Wirtschaft auf dem Weg aus der Krise immer neue Rückschläge hinnehmen muss - und damit auch der Dollar neue Kratzer abbekam.

Davor ist auch der Euro nicht gefeit. Doch auch wenn Probleme wie die alternde Gesellschaft und die riesigen Schuldenberge in vielen Staaten der Gemeinschaftswährung nicht von heute auf morgen zu lösen sind, besteht auf kurze Sicht dennoch kein Grund zu überzogenem Pessimismus. Knapp zwei Jahre nach dem Lehman-Schock ist die Euro-Zone offensichtlich aus dem Gröbsten heraus.

Quelle: ntv.de, rts

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