Athen-Schulden laufen aus dem Ruder Europa droht die Rezession
10.11.2011, 11:07 Uhr
Der Wind wird merklich rauer.
(Foto: dpa)
Die grassierende Schuldenkrise schlägt nach Angaben der EU-Kommission auf die europäischen Volkswirtschaften durch. Wirtschaftskommissar Rehn erwartet eine Stagnation bis weit in das kommende Jahr hinein. Die Haushaltslage in Griechenland wird noch prekärer. Brüssel erwartet für 2012 und 2013 jeweils eine Gesamtverschuldung auf knapp 200 Prozent des BIP.
Das Wachstum in Europa ist laut EU-Kommission zum Stillstand gekommen. "Es besteht das Risiko einer erneuten Rezession", warnte Wirtschaftskommissar Olli Rehn in Brüssel. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der gesamten Union wird der Prognose zufolge "bis weit ins Jahr 2012 hinein stagnieren" und im gesamten kommenden Jahr nur mehr um 0,6 Prozent wachsen - gegenüber 1,6 Prozent Wachstum im Gesamtjahr 2011.
In der betrüge das Wachstum 2012 demnach 0,5 Prozent und in Deutschland 0,8 Prozent. Für das Krisenland Griechenland wird sogar mit einem Rückgang des BIP um 2,8 Prozent im kommenden Jahr gerechnet, für mit einem minimalen Wachstum von 0,1 Prozent.
Der EU-Prognose zufolge laufen die Schulden Griechenlands in den kommenden Jahren völlig aus dem Ruder. Die gesamtstaatliche Verschuldung werde 2012 und 2013 jeweils knapp 200 Prozent des BIP erreichen. Für das laufende Jahr wird die griechische Verschuldung auf knapp 163 Prozent geschätzt. Erlaubt sind in der EU höchstens 60 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Für den Arbeitsmarkt rechnet Brüssel ebenfalls insgesamt "mit keiner realen Verbesserung", wie Rehn weiter erklärte. Demnach wird die Arbeitslosenquote EU-weit von 9,7 Prozent 2011 auf 9,8 Prozent im kommenden Jahr steigen, in Deutschland allerdings von 6,1 Prozent auf 5,9 Prozent sinken. Der Schlüssel zu neuem Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum liege unter anderem darin, "das Vertrauen in die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte und in das Finanzsystem wiederherzustellen", mahnte Rehn.
Lagarde schaut gebannt auf Rom und Athen
Die Generaldirektorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat sich für eine "politische Klärung" in Italien und Griechenland ausgesprochen. Während ihres Besuchs in China sagte Lagarde, dem IWF falle bei der Bewältigung der aktuellen Finanzkrise eine Schlüsselfunktion zu. Er müsse seinen "Sachverstand" und sein "Know-how" in den Dienst der regelmäßigen "Haushaltsüberwachung" Italiens stellen.
In Griechenland ist Ministerpräsident Giorgos Papandreou zurückgetreten, der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat seinen Rücktritt angekündigt. Italien, die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Eurozone, gilt wegen seiner Gesamtverschuldung im Umfang von rund 120 Prozent seiner Wirtschaftsleistung als das nächste Krisenland, das auf Hilfen angewiesen sein könnte. Berlusconi hat weitere Sparmaßnahmen versprochen, mit denen dies verhindert werden soll.
Lagarde hatte vor ihrer China-Visite Russland besucht. Sie rief die Führungen in Peking und Moskau zur Zusammenarbeit im Kampf gegen die Eurokrise auf. Von beiden Ländern erhofft sich die Eurozone Investitionen in Fonds zur Stabilisierung der europäischen Gemeinschaftswährung.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/dpa/rts