Wirtschaft

Siemens lässt es krachen Eurostar-Auftrag und Loks für USA

Bei Siemens knallen die Sektkorken gleich mehrfach: Der Dax-Konzern fasst mit einem Millionenauftrag für Loks vom US-Bahnbetreiber Amtrak Fuß auf dem amerikanischen Fernverkehrsmarkt. In Europa sticht Siemens den Konkurrenten Alstom endgültig bei den Eurostar-Zügen aus.

Der neue Eurostar ist bis zu 320 km/h schnell.

Der neue Eurostar ist bis zu 320 km/h schnell.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erfolg für Siemens an mehreren Fronten: Der Auftrag für den Bau von zehn Eurostar-Zügen an den deutschen Konzern ist einem Londoner Gericht zufolge rechtens. Der High Court hat einen Antrag des französischen Siemens-Konkurrenten Alstom auf eine einstweilige Verfügung abgelehnt. Damit kann der Vertrag zwischen dem britisch-französisch-belgischen Konsortium Eurostar und Siemens mit einem Volumen von rund 600 Mio. Euro unterzeichnet werden. Allerdings gibt sich Alstom noch nicht geschlagen.

Die Eurostar-Züge durch den Kanaltunnel vom europäischen Festland nach Großbritannien wurden bisher von dem französischen Hersteller gebaut. Jetzt hat Eurostar die Fahrzeuge bei Siemens bestellt, das auch die ICE-Züge liefert, mit denen die Deutsche Bahn ab 2013 durch den Tunnel fahren will. Alstom hatte moniert, das Vergabeverfahren sei nicht transparent gewesen. Die Siemens-Züge entsprächen nicht den geltenden Sicherheitsvorschriften für Fahrten unter dem Ärmelkanal.

Siemens freut's

"Wir werden alternative rechtliche Schritte prüfen", sagte ein Alstom-Sprecher.

"Wir werden alternative rechtliche Schritte prüfen", sagte ein Alstom-Sprecher.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Tat müssen die Bestimmungen erst geändert werden, um die dem deutschen ICE ähnlichen Züge durch den Tunnel verkehren lassen zu können. Diese Änderungen waren aber vom Tunnelbetreiber und vor einer länderübergreifenden Sicherheitskommission in Aussicht gestellt worden.

Siemens zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut über die Entscheidung des Londoner Gerichts. "Wir waren immer zuversichtlich, dass unser Angebot rechtlich nicht zu beanstanden ist, und freuen uns weiterhin darüber, dass wir die Ausschreibung gewonnen haben", sagte ein Sprecher.

Alstom gibt nicht auf

Alstom will nun vor die EU-Kommission ziehen: "Wir werden alternative rechtliche Schritte prüfen. Das Unternehmen hat seinen Fall bereits vor die EU-Kommission gebracht", sagte ein Sprecher laut Mitteilung. Man halte an der Argumentation fest, dass es Unklarheiten bei den Sicherheitsbestimmungen und bei der Bewertung der Angebote gegeben habe.

Den neuen Eurostar, der bis zu 320 Kilometer pro Stunde zurücklegen und bis zu 900 Passagiere aufnehmen kann, war am 7. Oktober bereits im Londoner Hyde-Park präsentiert worden. "Wir haben uns ausschließlich daran orientiert, was das Beste für unsere Kunden ist", sagte Eurostar-Vorstandschef Nicolas Petrovic zum Vergabeverfahren.

Weg auf US-Fernverkehrsmarkt frei

US-Bahnbetreiber Amtrak kauft bei Siemens ein.

US-Bahnbetreiber Amtrak kauft bei Siemens ein.

(Foto: REUTERS)

Siemens verkauft zudem erstmals Lokomotiven in den USA und sichert sich so den Einstieg in diesen wichtigen Fernverkehrsmarkt. Wie der Konzern mitteilte, liefert Siemens 70 elektrische Lokomotiven im Wert von rund 338 Mio. Euro an den Bahnbetreiber Amtrak. Gebaut werden die Loks mit dem Namen "Cities Sprinter" überwiegend im Siemens-Werk in kalifornischen Sacramento. Sie sollen 2013 geliefert werden.

Laut Siemens will Amtrak seine Flotte in den kommenden 14 Jahren erneuern und dafür rund 11 Mrd. Dollar ausgeben. Die georderten Loks sollen auf der Fernverkehrsstrecke zwischen den Städten Boston und Washington einsetzen. "Mit dem Cities Sprinter liefern wir das erste Mal eine Siemens-Lok für den amerikanischen Markt, den zweitgrößten Lokomotivenmarkt weltweit", sagte der Chef der Siemens-Sparte Mobility, Hans-Jörg Grundmann. Siemens ist bereits im Nahverkehrsbereich in den USA im Geschäft.

Alstom fährt hinterher

Dem französischen Siemens-Konkurrenten Alstom droht nach der Niederlage im Streit um die künftigen Eurostar-Züge der weitere Verlust eines Großauftrags. Die Verkehrsbetriebe der Stadt Budapest haben einen Vertrag über den Verkauf von 40 Metrozügen im Wert von knapp 250 Mio. Euro storniert.

Eine Alstom-Sprecherin bestätigte die Entscheidung der Stadtverwaltung. Die ungarischen Behörden hätten Probleme mit den Bremsen moniert, sagte sie. "Unsere Züge fahren aber längst mit dem gleichen Bremssystem in Shanghai, Barcelona und Singapur." Sie entsprächen durchaus den europäischen Sicherheitsbestimmungen. Am 3. November sei ein weiteres Treffen beider Seiten geplant.

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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