Wirtschaft

Krise ist Gift Evonik-Börsengang auf Eis

Der Absturz an den Börsen macht die Hoffnung auf den größten Börsengang in Deutschland seit Jahren für 2011 nun endgültig zunichte. Evonik sei zwar in einer "hervorragenden Verfassung", so die Evonik-Mehrheitseignerin RAG-Stiftung. Aber die Unsicherheit an den Finanzmärkten sei "Gift für den Börsengang".

Der Spezialchemiekonzern Evonik wird wie erwartet nicht mehr in diesem Jahr an die Börse gehen. Angesichts der Schuldenkrise der europäischen Länder und den daraus folgenden Turbulenzen an den Finanzmärkten hat die Eigentümerin, die RAG-Stiftung, einen Börsengang noch 2011 ausgeschlossen.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Chemiekonzern Evonik werde den Schritt anders als bisher geplant im Herbst nicht mehr wagen, teilte der Evonik-Mehrheitseigner, die RAG-Stiftung, mit. Die "aktuelle Verfassung der Finanz- und Kapitalmärkte und ihre Perspektiven" machten für dieses Jahr einen Börsengang der Evonik unmöglich. Dies sei das Ergebnis von Beratungen zwischen Stiftung, Miteigner CVC und dem Evonik-Management. In Finanzkreisen war der Schritt bereits erwartet worden.

Konzern in "hervorragender Verfassung"

Der Chef des Evonik-Mehrheitseigners RAG-Stiftung, Wilhelm Bonse-Geuking, betonte, der Essener Konzern sei in einer "hervorragenden Verfassung", doch sei die Unsicherheit an den Finanzmärkten "Gift für den Börsengang". Die Stiftung, CVC und Evonik würden die Entwicklung an den Börsen nun "sehr genau beobachten" und seien wegen der umfassenden Vorbereitungen für einen Sprung auf das Börsenparkett in der Lage, einen Börsengang kurzfristig einzuleiten, "wenn die Richtung auf den Märkten wieder stimmt". Entscheidend sei die richtige Bewertung der Investoren für Evonik.           

Bereits im April, als die Stiftung Pläne für einen Börsengang von Evonik vorlegte, hatte sie sich ein Hintertürchen offengelassen, jederzeit die Vorbereitungen dafür anhalten zu können, sollte das Marktumfeld nicht passen.

Es ist bereits die zweite prominente Absage in diesem Jahr. Erst vergangene Woche hatte Siemens den Börsengang ihrer Tochter Osram auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Ein IPO von Evonik hätte den größten Börsengang seit mehr als zehn Jahren bedeuten können. Bereits schon einmal hatte die RAG-Stiftung versucht, Evonik an die Börse zu bringen, dann aber zurückgezogen und stattdessen 2008 einen Anteil von knapp 25 Prozent des Essener Konzerns an den Finanzinvestor CVC für rund 2,4 Mrd. Euro verkauft.

Spezialchemiekonzern taugt für den Dax

Evonik dürfte an der Börse mittlerweile mit mehr als 10 Mrd. Euro bewertet werden und wäre damit ein Kandidat für den Dax. Der Konzern hat sich mittlerweile von einem Gemischtwarenladen in einen Spezialchemiekonzern gewandelt, dessen Kern nun die frühere Degussa umfasst. Evonik hat stark von dem Boom der Chemieindustrie profitiert und 2010 Rekordzahlen vorgelegt: mit einem Umsatz von 13,3 Mrd. Euro und einem Konzerngewinn von 734 Mio. Euro.

Die RAG-Stiftung will Evonik versilbern, um mit dem Erlös die Ewigkeitslasten - sprich Folgeschäden - aus dem deutschen Steinkohlebergbau mitzufinanzieren. Dabei will die Stiftung eine Sperrminorität von 25,01 Prozent an dem Unternehmen behalten.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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