Krise in Chemiebranche Evonik schwenkt auf drastischen Sparkurs
24.09.2013, 12:56 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Chemieunternehmen leiden unter der nur langsam anziehenden Konjunktur. Immer mehr Unternehmen zücken den Rotstift. Nun trifft es wohl auch Evonik. Angeblich stehen 1000 Stellen zur Debatte.
Die deutsche Chemieindustrie kämpft weiter mit der Krise: Branchenkreisen zufolge muss der Spezialchemiekonzern Evonik bis Ende 2016 rund 1000 Stellen abbauen. Das wären rund drei Prozent der derzeit rund 33.000 Beschäftigten. Zuvor hatten schon Bayer, Lanxess und SGL Carbon Einschnitte verkündet, weil die Abnehmer beispielsweise in der Autoindustrie unter Konjunkturschwäche und Preisdruck leiden.
Evonik setzt bei Vorstand und Mitarbeitern in der Verwaltung den Rotstift an - als Folge des Umbaus vom Mischkonzern mit den Geschäftsfeldern Energie, Immobilien und Chemie zum Spezialchemieunternehmen und dem anschließenden Börsengang. Die Essener, die im April ihr Börsen-Debüt gegeben haben, wollen die Verwaltungskosten auf diesem Weg ab Ende 2016 um bis zu 250 Millionen Euro pro Jahr drücken. Betriebsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben, entsprechende Vereinbarungen mit den Arbeitnehmern wurden um zwei Jahre bis 2018 verlängert. Laut Unternehmen wird der Vorstand von sechs auf vier Mitglieder verkleinert. Die beiden Vorstände Thomas Haeberle und Dahai Yu scheiden in freundschaftlichem Einvernehmen zum Jahresende 2013 aus dem Unternehmen aus, hieß es.
Lanxess streicht ebenfalls Stellen
Evonik steht mit den Plänen in der Branche nicht allein da. Lanxess etwa drückt deutlich stärker auf die Kostenbremse - dort sollen rund 1000 der rund 17.500 Stellen bis Ende 2015 abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen könnten zudem nie ausgeschlossen werden, hatte es bei dem Konzern geheißen, der vor allem für die kriselnde Automobilindustrie produziert. Bayer will in seiner Plastiksparte sparen. Und SGL Carbon reagiert mit einem Sparprogramm auf tiefrote Zahlen und den Preisverfall in seinem Kerngeschäft mit Grafitelektroden.
Dabei war die Zahl der Beschäftigten in der Branche noch im zweiten Quartal 2013 nach Angaben des Branchenverbandes VCI um 0,3 Prozent gestiegen. Der Verband hatte zudem Anfang September Anzeichen für eine Belebung der Chemiekonjunktur im weiteren Jahresverlauf ausgemacht. Und die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft scheint allgemein besser zu sein als in den Zentralen der Chemiefirmen: Der Ifo-Geschäftsklima-Index stieg im September den fünften Monat in Folge.
Analysten sehen mehr Stellen in Gefahr
Evonik war 2007 mit mehreren Sparten als Mischkonzern an den Start gegangen. Unter anderem aus dem Energiegeschäft mit der Steag haben sich die Essener verabschiedet. In der Verwaltung hat Konzernchef Klaus Engel indes Sparpotenzial ausgemacht: Die Kosten dort lägen um mehr als ein Viertel über dem Niveau von 2008. Die Produktion soll nicht von dem Sparprogramm getroffen werden.
Kepler-Cheuvreux-Analysten belassen Evonik auf Hold und sehen sogar rund 2000 Stellen in Gefahr, andere Branchenexperten nicht - sie verweisen darauf, dass auch Sachkosten gekürzt werden sollen. "Zu Zahlenspekulationen äußern wir uns nicht", sagte eine Evonik-Sprecherin. Experten der DZ Bank stellen fest, dass Evonik anderen Konzernen der Branche mit dem Sparprogramm folge.
Quelle: ntv.de, jwu/rts