Börsengang geht "in die heiße Phase" Evonik trotzt den Zittermärkten
25.05.2012, 19:31 Uhr
2007 aus der früheren Ruhrkohle AG herausgelöst: Der Chemiekonzern Evonik.
(Foto: dpa)
Trotz Eurokrise will Evonik noch vor der Sommerpause an die Börse gehen. Wie viele Aktien das Unternehmen dabei an den Markt bringen möchte, ist dabei ebenso unklar wie der Preis. Eine Aufnahmen den Leitindex Dax gilt jedoch fast als sicher. Noch kann Evonik aber die Reißleine ziehen - auch in Hinblick auf die Wahl in Griechenland.
Der Chemiekonzern Evonik treibt seinen milliardenschweren Börsengang trotz der Finanzmarktturbulenzen voran. Eigentümer, Aufsichtsrat und Vorstand bestätigten auch formell die Pläne für den Verkauf von Anteilen an dem Essener Unternehmen - dem größten Börsendebüt in Deutschland seit Jahren.
Die Aktien sollen noch vor der Sommerpause erstmals gehandelt werden, wie Evonik sowie die Eigentümer RAG-Stiftung und die Beteiligungsgesellschaft CVC weiter mitteilten. "Trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten gehen wir mit voller Zuversicht in die heiße Phase des geplanten Börsengangs", sagte Evonik-Chef Klaus Engel. Der Mehrheitseigner RAG-Stiftung hatte zuletzt wachsende Risiken für den Börsengang gesehen und angekündigt, den Zeitplan notfalls zu überprüfen. Eine endgültige Entscheidung sei nun erst unmittelbar vor dem für Ende nächsten Monats geplanten ersten Handelstag zu erwarten, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen.
Einen genauen Termin für den ersten Handelstag nannten Unternehmen und Eigner nicht. In Finanzkreisen wurde bekräftigt, die Aktien sollten am 25. Juni erstmals auf den Kurszetteln erscheinen. Wegen der Unsicherheiten um die Euro-Schuldenkrise und die Griechenland-Wahl - das südeuropäische Land wählt am 17. Juni, also eine gute Woche vor dem geplanten Evonik-Börsenstart ein neues Parlament - haben die Eigner Finanzkreisen zufolge ein Sicherheitsnetz gespannt: Die eigentliche Entscheidung über den Börsengang solle erst unmittelbar vor dem 25. Juni fallen, hieß es in Kreisen des mächtigen Kuratoriums der RAG-Stiftung.
Viele Fragen unbeantwortet
In welcher Preisspanne die Papiere an den Markt gebracht werden sollen, will das Kuratorium dem Vernehmen nach in gut zwei Wochen entscheiden. Neben dem Preis ist auch noch ungeklärt, wie viele Anteile überhaupt verkauft werden sollen. In der Debatte seien Aktienpakete von 10 bis 30 Prozent, heißt es. In Finanzkreisen war bislang von rund einem Drittel der Anteile die Rede. "Die Größe ist derzeit so offen wie alles andere auch", sagte ein Insider. Es gebe noch keine Festlegungen, hieß es an anderer Stelle. Es sei offen, ob letztlich eine Entscheidung für oder gegen den Börsengang fallen werde. In Kreisen des Banken-Konsortiums, das den Börsengang organisiert, hieß es indes, das Echo der Investoren auf die Börsenpläne sei "extrem gut".
Stiftungschef Wilhelm Bonse-Geuking hatte einen Mindestwert für den Konzern von 15 Mrd. Euro angepeilt. Zuletzt hatte es in Finanzkreisen geheißen, es sei offen, ob diese Bewertung erreicht werden könne. Evonik hatte seine Pläne für den Sprung an die Börse, der das Unternehmen in den Leitindex Dax führen könnte, bereits mehrfach verschieben müssen.
"Das Unternehmen ist hervorragend für den avisierten Börsengang vorbereitet", unterstrich Bonse-Geuking. Evonik hatte sich in den vergangenen Jahren vom Mischkonzern zu einem auf Spezialchemie fokussierten Unternehmen gewandelt. Der Börsengang sei nun der "nächste logische Schritt", betonte CVC-Vertreter Steve Koltes. Im vergangenen Jahr hatte Konzernchef Klaus Engel mit einem Umsatz von 14,5 Mrd. Euro und einem operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von 2,768 Mrd. Euro Rekordergebnisse vorlegen können. Im laufenden Jahr werde der operative Ertrag "auf oder leicht über" den Werten des Vorjahres liegen, hatte Engel angekündigt.
Begleitung durch Deutsche Bank und Goldman Sachs
"Nach aktuellem Zeitplan sind die Veröffentlichung des Wertpapierprospektes sowie die Handelsaufnahme noch vor der Sommerpause geplant", hieß es in der Mitteilung weiter. Deutsche Bank und Goldman Sachs begleiten den geplanten Börsengang als globale Koordinatoren und Joint Bookrunner. Die Stiftung hält knapp 75 Prozent an Evonik, die übrigen Teile liegen beim Finanzinvestor CVC. RAG-Stiftung und CVC wollten ihre Anteile im Verhältnis zwei zu eins abgeben, hieß es in der Mitteilung weiter - der Finanzinvestor wird also überproportional an einem Börsengang beteiligt.
Die Stiftung selbst will die möglichen Milliarden-Einnahmen aus dem Anteilsverkauf einsetzen, um die Folgekosten des 2018 auslaufenden deutschen Steinkohlebergbaus zu decken, der unter ihrem Dach gebündelt ist. Damit werden auch die Steinkohleländer Nordrhein-Westfalen und Saarland sowie der Bund genau beobachten, welchen Erlös ein Anteilsverkauf in die Kassen der Stiftung spült. Hat sie nicht ausreichend Mittel, müsste eines Tages der Steuerzahler für die Folgekosten des Bergbaus gerade stehen.
Quelle: ntv.de