Wirtschaft

Bewährungsstrafe gegen Geständnis? Ex-FlowTex-Chef vor Gericht

Manfred Schmider vor Gericht 2003. Nun muss sich der Ex-Flowtex-Chef erneut vor Gericht verantworten - vielleicht zum allerletzzten Mal.

Manfred Schmider vor Gericht 2003. Nun muss sich der Ex-Flowtex-Chef erneut vor Gericht verantworten - vielleicht zum allerletzzten Mal.

(Foto: picture alliance / dpa)

Manfred Schmider ist für einen der größten Wirtschaftsskandale in der deutschen Geschichte verantwortlich: FlowTex, Luftgeschäfte mit Horizontalbohrsystemen, Milliardenschäden. Nun steht der frühere FlowTex-Chef, der auf Mallorca ein "bescheidenes Leben" lebt, noch einmal vor Gericht - ein letztes Mal, wie er hofft.

Seinen neuen Wohnort sieht man Manfred Schmider durchaus an: Gut gebräunt ist der 63-Jährige, als er in den Gerichtssaal kommt. Seit seiner Freilassung aus dem Gefängnis wohnt der Mann, der für einen der größten Wirtschaftsskandale in der deutschen Geschichte hauptverantwortlich ist, auf der Sonneninsel Mallorca. In aller Bescheidenheit, wie sein Anwalt ausdrücklich betont. Der frühere FlowTex-Chef steht noch einmal vor Gericht - ein letztes Mal, wie er hofft.

Milliardenschäden sind durch die 2000 aufgedeckten FlowTex-Schwindelgeschäfte mit Horizontalbohrsystemen entstanden. Jahrelang beschäftigte der Fall die Gerichte. Diesmal geht es um vier Gemälde von Marc Chagall und einen gebrauchten Geländewagen, die Schmider seinen Aussagen zufolge Mitte des vergangenen Jahrzehnts in die Schweiz schaffen ließ. Obwohl eigentlich die Gläubiger von FlowTex ein Recht darauf gehabt hätten. Das gibt er alles auch unumwunden zu, es lockt im Gegenzug eine vom Gericht in Aussicht gestellte vergleichsweise milde Bewährungsstrafe.

"Ich ging damals wie durch einen Nebel"

Ein Schriftzug mit bewegter Geschichte: FlowTex

Ein Schriftzug mit bewegter Geschichte: FlowTex

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Schmider stellt sich als gebrochenen Mann dar. 2003 wu rde er zu elfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Von 2000 bis 2007 war er im Gefängnis, in der letzten Phase als Freigänger. Nach dem FlowTex-Crash hatte er auch privat Insolvenz angemeldet. Jahrelang habe er starke Antidepressiva genommen, erzählt er. Er sei nervlich schwer angeschlagen. "Irgendwann kann man im Kopf und im Körper nicht mehr." An viele Dinge könne er sich nicht mehr erinnern, was er auch auf die Medikamente zurückführt. "Ich ging damals wie durch einen Nebel."

Im Oktober 2007 kam er vorzeitig aus dem Gefängnis frei, nachdem er zwei Drittel seiner Strafe verbüßt hatte. Schmider hatte sich einen Job beschafft. Der gebürtige Karlsruher zog nach Mallorca.

Dort lebt er heute "sehr bescheiden" zur Miete, wie sein Verteidiger Alexander Keller den Journalisten erzählt. Die 300 Euro Miete zahle Schmiders Familie. Schmider selbst berichtet dem Gericht, er sei inzwischen arbeitslos. Wie hoch seine Schulden seien, will die Richterin wissen. Da muss der 63-Jährige passen.

"Gehört alles nicht mir"

FlowTex-Gläubiger - vor allem Banken und Leasinggesellschaften - blieben auf dem allergrößten Teil ihrer Forderungen sitzen. Die wurden mit fast 1,2 Mrd. Euro beziffert. Nach Angaben der Insolvenzverwaltung gibt es noch 1,3 Mrd. Euro Forderungen aus dem privaten Insolvenzverfahren gegen Schmider.

2009 kamen Zweifel auf, ob das Luxusleben aus FlowTex-Zeiten tatsächlich gänzlich der Vergangenheit angehört. Nach dem Auftauchen von Fotos äußerte sich Schmider gegenüber der "Mallorca Zeitung" ausführlich zu den Vorwürfen. Ein Boot, teure Autos, ein großes Haus? Gehört alles nicht mir, war der Tenor seiner Angaben. "Ich brauch das alles nicht mehr, ich will das nicht mehr, ich will meine Ruhe haben", sagte er dem Blatt. Am 23. Januar kann er aller Voraussicht nach wieder nach Mallorca zurückkehren, nachdem er das Geständnis abgelegt hat, wie vom Gericht für die in Aussicht gestellte Bewährungsstrafe gefordert.

Quelle: ntv.de

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