Wirtschaft

Tiefer Fall Ex-HGAA-Chef in Haft

Wolfgang Kulterer wird von der Staatsanwaltschaft Untreue vorgeworfen. Er war maßgeblich an dem Verkauf der maroden Bank Hypo Group Alpe Adria (HGAA) an die BayernLB beteiligt. Kulterer hat sich bereits wegen Bilanzfälschung schuldig bekannt.

Nun Wasser statt Wein: Wolfgang Kulterer.

Nun Wasser statt Wein: Wolfgang Kulterer.

(Foto: REUTERS)

Der langjährige Chef der Kärntner Bank Hypo Group Alpe Adria (HGAA), Wolfgang Kulterer, ist unter dem Verdacht der Untreue festgenommen worden. Auch eine zweite Person, deren Identität nicht bekanntgegeben wurde, kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kärnten in Haft. Gleichzeitig gab es in Wien und Kärnten an zehn Standorten Hausdurchsuchungen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits seit längerem wegen des Verdachts der Untreue sowie der Geldwäsche. Die Staatsanwaltschaft begründete die Festnahme Kulterers mit Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr. Mit der Notverstaatlichung der maroden Bank zum Jahresende 2009 waren Sonderkommissionen und Ausschüsse eingesetzt worden, um den Bankenkrimi aufzuklären.

Die vom österreichischen Finanzminister Josef Pröll eingesetzte Sonderkommission "CSI Hypo" hat insgesamt 50 Anzeigen eingebracht - mehr als ein Dutzend davon betreffen Kulterer. Die Liste der Anschuldigungen ist lang. Neben der Untreue und der Geldwäsche besteht den Behörden zufolge auch Verdacht auf Bilanzfälschung, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Verstoß gegen finanzstrafrechtliche Vorschriften.

Kulterer hat bislang die gegen ihn geäußerten Vorwürfe stets bestritten. Eine Stellungnahme seines Anwaltes war vorerst nicht zu erhalten.

Langer Bankenkrimi

Kulterer betrat 1992 als Vorstandschef die Bühne und machte die einstige Provinzbank zu einem überregional tätigen Institut mit Filialen auf dem Balkan und in Italien. 2006 geriet Kulterer wegen hoher Verluste aus Zinsspekulationsgeschäften ins Visier der Finanzmarktaufsicht. Die Bank wollte diese Verluste über einen längeren Zeitraum in der Bilanz verdauen und verletzte dafür auch die Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung. Der Vorstand wurde in der Folge ausgetauscht. Kulterer wechselte aber in den Aufsichtsrat und war 2007 noch wesentlich am Einstieg des deutschen Investors Tilo Berlin beteiligt.

Ein Jahr später bekannte sich Kulterer wegen Bilanzfälschung schuldig. Noch 2007 waren hinter den Kulissen auch vom verstorbenen Kärntner Regierungschef Jörg Haider die Fäden für den Verkauf der Bank an die BayernLB gezogen worden. Diese übernahm rund 50 Prozent der Hypo für 1,6 Milliarden Euro.

Schon bald danach mussten die Bayern den Kärntnern die erste von zwei Finanzspritzen verabreichen, häuften Milliardenverluste mit ihrer Beteiligung an und verschenkten die HGAA schließlich an Österreich. Die in der Finanzkrise immer tiefer in die Verlustzone gerutschte HGAA musste Ende 2009 von Österreich notverstaatlicht werden.

Quelle: ntv.de, rts

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