Staatsanwaltschaft vor Anklage Ex-HSH-Bankern droht Ärger
24.07.2011, 14:17 UhrSeit mehr als zwei Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche der HSH Nordbank. Nun steht eine Anklage gegen ehemalige Vorstände bevor - auch gegen Ex-Chef Nonnenmacher.
Es wird ernst für ehemalige Vorstände der HSH Nordbank: Die Hamburger Staatsanwaltschaft will nach Informationen des "Spiegel" Anklage wegen Untreue erheben. Ex-Chef Dirk Jens Nonnenmacher droht dem Bericht zufolge außerdem eine Anklage wegen Falschdarstellung der Unternehmensverhältnisse. "Wir beabsichtigen den Abschluss der Ermittlungen in der zweiten Jahreshälfte", sagte Behördensprecher Wilhelm Möllers. Dass Anklage erhoben wird, wollte er aber nicht bestätigen: "Das Ermittlungsverfahren ist noch nicht abschlossen."
Die Behörde ermittelt schon seit mehr als zwei Jahren gegen Verantwortliche des mehrheitlich den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehörenden Instituts - wegen Verdachts der Untreue und der Bilanzfälschung.
Dem "Spiegel" zufolge sollen nun alle im Dezember 2007 amtierenden Vorstände der HSH Nordbank wegen Untreue angeklagt werden, die damals für die Ressorts Kapitalmarkt und Finanzen zuständigen Vorstände Nonnenmacher und Jochen Friedrich außerdem wegen falscher Darstellung der Unternehmensverhältnisse.
Grund sei die Verwicklung in das Geschäft "Omega 55" Ende 2007. Der hochriskante Wertpapierdeal hatte laut "Spiegel" in der Jahresbilanz zunächst mit 334 Mio. Euro negativ zu Buche geschlagen. Nonnenmacher war etwa ein Jahr nach dem "Omega"-Deal an die Spitze des Vorstands gerückt. Ende März 2011 war er auf Drängen der Anteilseigner ausgeschieden.
Der Aufhebungsvertrag für Nonnenmacher räume dem Banker Privilegien im Wert von mehreren Millionen Euro ein, schreibt der "Spiegel" - die er auch im Fall einer Anklage behalten soll. "Es wird klarstellend festgehalten, dass die Tatsache einer etwaigen künftigen Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft gegen Prof. Dr. Nonnenmacher für sich genommen die Gesellschaft nicht zur Rückforderung der Leistungen berechtigt", zitiert das Magazin aus dem Vertrag.
Zwar sehe die von Aufsichtsratschef Hilmar Kopper unterzeichnete Vereinbarung eine Ausnahme vor, aber unter zahlreichen Einschränkungen. So müssten neue Erkenntnisse vorliegen, und zwar innerhalb von zwei Jahren. Ausdrücklich ausgeschlossen seien alle Feststellungen, die schon die internen Ermittler der Anwaltssozietät Freshfields zu "Omega 55" vorgelegt hatten.
Aus dem Vertrag gehen laut "Spiegel" auch die Zahlungen an Nonnenmacher hervor. Als "erfolgsabhängige Tantieme" soll es laut Aufhebungsvereinbarung 1,8 Mio. Euro für die Zeit bis März 2011 gegeben haben. Für die Zeit danach soll Nonnenmacher zur "Abgeltung aller vertraglichen Ansprüche" noch einmal 2,13 Mio. Euro zugesagt bekommen haben. Außerdem habe die HSH "die im Zusammenhang mit dieser Aufhebungsvereinbarung entstandenen steuerlichen und anwaltlichen Beratungskosten bis zu einem Betrag von 85.000 Euro" übernommen, schreibt der "Spiegel".
Von Oktober 2015 an darf Nonnenmacher nach Informationen des Magazins weitere 1,5 Mio. Euro kassieren: Diese Summe hatte ihm im Juni 2009 der damalige Aufsichtsratschef Wolfgang Peiner als Altersversorgung zugesichert - plus 1,4 Mio. Euro Sofortzahlung.
Quelle: ntv.de, dpa