Wirtschaft

Chefwechsel als Rettungsbedingung? Ex-Renault-Manager übernimmt PSA-Steuer

Zu Besuch bei den Chinesen: PSA-Chef Philippe Varin bei einer Werksbesichtigung bei Dongfeng Peugeot Citroen Automobile in Wuhan (Archivbild).

Zu Besuch bei den Chinesen: PSA-Chef Philippe Varin bei einer Werksbesichtigung bei Dongfeng Peugeot Citroen Automobile in Wuhan (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die krisengeschüttelte Nummer zwei unter Europas Autoherstellern bekommt einen neuen Chef. Dieser soll das Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Im Hintergrund dauern derweil die Verhandlungen über Hilfen aus China und Paris an.

Ein Albtraumbild für jeden Autobauer: Am Standort Aulnay-sous-Bois bei Paris rollte im Oktober der vorerst letzte Citroen vom Band.

Ein Albtraumbild für jeden Autobauer: Am Standort Aulnay-sous-Bois bei Paris rollte im Oktober der vorerst letzte Citroen vom Band.

(Foto: REUTERS)

Der französische Automobilkonzern PSA Peugeot Citroen holt den früheren Renault-Top-Manager Carlos Tavares. Der 55 Jahre alte Portugiese soll in dem von der Autokrise schwer gebeutelten Unternehmen im kommenden Jahr Peugeot-Chef Philippe Varin ablösen. An der Börse war die durchgesickerte Personalie bereits positiv aufgenommen worden: Die Aktie verteuerte sich um fünf Prozent. Peugeot sucht derzeit Rettung in einem Ausbau seiner Kooperation mit dem chinesischen Konzern Dongfeng.

Reuters berichtet unter Berufung auf Insider, dass die Asiaten Peugeot zu einem Management-Wechsel gedrängt hatten. Varins Vertrag war jedoch erst im Mai um vier Jahre verlängert worden.

Varin soll Wechsel forciert haben

Tavares werde zum Jahreswechsel in die Peugeot-Führung berufen und im Laufe des Jahres den Chefsessel von Varin übernehmen, teilte das Unternehmen weiter mit. Varin selbst habe den Wunsch geäußert, dass der von ihm eingeleitete Prozess der engeren Verzahnung des Konzerns mit Partnern unter einer neuen Führung vorangetrieben werden solle.

PSA Peugeot Citroën
PSA Peugeot Citroën 16,13

Tavares war bis August Renaults zweiter Mann hinter Konzernchef Carlos Ghosn. Er hatte Renault-Nissan nach 32 Jahren verlassen und öffentlich angekündigt, er wolle die Leitung eines anderen Autobauers übernehmen.

Wegen der Absatzkrise in Europa steckt PSA seit längerem in erheblichen Schwierigkeiten. Allein im Geschäftsjahr 2012 verbuchte der nach VW zweitgrößte europäische Hersteller einen Rekordverlust von 5,01 Milliarden Euro. Der 61-jährige PSA-Chef Varin verfolgt deswegen einen harten Sparkurs und hatte erst kürzlich die Streichung von 11.200 Arbeitsplätzen angekündigt.

Teilverstaatlichung im Autobau?

Peugeot leidet nach wie vor schwer unter der Absatzkrise in den europäischen Pkw-Märkten. Das Unternehmen baute nicht nur Personal ab, sondern reduzierte auch seine Kapazitäten. Eine Kooperation mit General Motors (GM) wurde im Oktober beendet.

Kommt von Renault: Hoffnungsträger Carlos Tavares (Archivbild).

Kommt von Renault: Hoffnungsträger Carlos Tavares (Archivbild).

(Foto: Reuters)

Trotz dieser harten Eingriffe ist PSA nach Ansicht von Branchenexperten allein kaum in der Lage, im globalen Wettbewerb noch länger mitzuhalten, geschweige denn Gewinne zu generieren. Varin hatte eingeräumt, dass Peugeot neue Partner und frisches Kapital braucht.

Um den Konzern neu aufzustellen, laufen Verhandlungen über einen möglichen Einstieg des chinesischen Partners Dongfeng. Gerüchten zufolge könnten sich sowohl Dongfeng als auch der französische Staat im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit PSA-Anteilen eindecken. Paris hält bislang lediglich Anteile am Rivalen Renault.

Welche Rolle spielt Dongfeng?

Erst vor gut vier Jahren hatte Varin im Juni 2009 das Steuer bei PSA übernommen. Er machte sich zuvor unter anderem als Sanierer des britischen Stahlkonzerns Corus einen Namen. Nach Informationen der Tageszeitung "Le Figaro" hat der 61-Jährige nun selbst die Suche nach einem Nachfolger eingeleitet und sich bereits mit Tavares getroffen.

In den Verhandlungen zwischen Peugeot und dem chinesische Autobauer Dongfeng sollte es ursprünglich nur um die Frage gehen, ob das bestehende Gemeinschaftsunternehmen mit mehreren Werken in China ausgebaut werden kann. Insidern zufolge soll Dongfeng jedoch zuletzt darauf bestanden haben, dass die angestrebte engere Allianz beider Konzerne mit einem Managementwechsel einhergehen müsse.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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