Wirtschaft

Stich ins Landesbanken-Wespennest Experten plädieren für Umbau

Eine Allianz von Wissenschaftlern und ehemaligen Landesbankenchefs spricht sich für eine völlige Neuordnung des Landesbanken- und Sparkassensektors aus. Sie sind für die Bildung eines Sparkassen-Zentralinstituts und mehrerer Sparkassen-regionalinstitute. Sparkassen-Verbandschef Haasis hält von diesem Vorschlag gar nichts.

Über der Düsseldorfer Zentrale der WestLB sind schon vor geraumer Zeit dunkle Wolken aufgezogen.

Über der Düsseldorfer Zentrale der WestLB sind schon vor geraumer Zeit dunkle Wolken aufgezogen.

(Foto: dpa)

Wissenschaftler und ehemalige Landesbank-Chefs haben sich für einen radikalen Umbau des öffentlich-rechtlichen Bankensektors in Deutschland ausgesprochen.

Das Geschäft der acht Landesbanken, die zumeist angeschlagen sind, soll dabei in einem Sparkassen-Zentralinstitut (SZI) und mehreren Sparkassen-Regionalinstituten (SRI) aufgehen, die in den großen Ballungsräumen aus den bestehenden Sparkassen entstehen sollen, wie Banken-Professor Jan Pieter Krahnen von der Universität Frankfurt am Main erläuterte. Der Rest des Landesbanken-Geschäfts solle entweder verkauft oder abgewickelt werden. Ein kleiner Teil könnte in den bestehenden Förderbanken der Länder aufgehen.

Mitautoren der Streitschrift sind der ehemalige WestLB-Chef Heinz Hilgert und der frühere Helaba-Chef Günter Merl. "Wir nehmen Streit in Kauf mit jenen, die den fragilen Status Quo aufrecht erhalten wollen", sagte Krahnen. Nach seinen Vorstellungen sollte die Bundesregierung eine Kommission einsetzen, um die Neuordnung des Sektors in Angriff zu nehmen - ohne Beteiligung der betroffenen Banken und Verbände. "Deren strategische Handlungsunfähigkeit ist Teil des Problems", sagte der Bankenexperte. "Das ist ein Wespennest. Da will keiner politisch rein stechen."

Hilgert forderte, die Bundesregierung müsse ihre Rolle als "ordnungspolitische Hausmacht" wahrnehmen, auch wenn die Länder und die Sparkassenverbände bei den Landesbanken und Sparkassen das Sagen haben. "Wir wissen, dass das nicht im Konsens zu lösen sein wird." In Krisen sei immer nur an Einzelfällen gearbeitet werden.

"Ungebeten und unsinnig"

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Heinrich Haasis, hatte selbst schon von einer Sparkassen-Zentralbank als Schlusspunkt der Konsolidierung unter den Landesbanken gesprochen. Er reagierte dennoch harsch auf die "ungebetenen und unsinnigen" Vorschläge: Sie zielten auf eine "Abschaffung der stabilen Sparkassen zu Gunsten von Geschäftsbanken und die Zerstörung eines einheitlichen deutschen Sparkassensektors" ab. Es sei bedauerlich, dass sich daran auch ehemalige Vorstände von Landesbanken beteiligten, "deren Institute nicht zuletzt durch die Marktstärke der Sparkassen gestützt worden sind".

In der Streitschrift heißt es, den Landesbanken fehle ein Geschäftsmodell, die Sparkassen wiederum seien finanziell von diesen abhängig, etwa als Investoren in deren Nachrangkapital. Deshalb solle das Geschäft der Landesbanken mit Mittelstand und Großkunden in den SRI aufgehen. "Das integrierte Geschäftsmodell kann auf spekulative Ersatzgeschäfte verzichten", heißt es in dem Gutachten.

Die "Altlasten" der Landesbanken müssten nach dem Modell in einer "Bad Bank" abgewickelt werden, Entsprechendes gelte für überzählige Mitarbeiter. Deren Kosten müssten quotal von deren Alteigentümern übernommen werden, also von den Ländern und den Sparkassen.

Quelle: ntv.de, rts

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