Wirtschaft

Unbehagen reicht nicht für Trendumkehr Experten sehen kein Ende des Aufwärtstrends

Die Bullen dürften nach Einschätzung von Analysten trotz einer kleinen Verschnaufpause nicht die Oberhand an den Börsen gewinnen.

Die Bullen dürften nach Einschätzung von Analysten trotz einer kleinen Verschnaufpause nicht die Oberhand an den Börsen gewinnen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Krisen in Italien und den USA setzen weltweit die Aktienmärkte unter Druck. Doch Experten glauben nicht an eine Trendumkehr. Vielmehr sorgen die Unsicherheiten wohl eher für ein Durchatmen nach den Höhenflügen der vergangenen Wochen. Für Hoffnung sorge, dass die meisten Branchen in guter Verfassung seien.

Nichts hasst die Börse so wie Unsicherheit - denn Unsicherheit ist bekanntlich Gift für die Kurse. Gründe für die derzeitige Unsicherheit gibt es genug, so die Regierungskrise in Italien, den Wahlausgang in Deutschland und den Haushaltsstreit in den USA. Gemessen daran halten sich die Kurse an den internationalen Aktienmärkten recht gut, sie treten nun seit gut einer Woche auf der Stelle. Und Marktanalysten sind sich einig: Auch die laufende Konsolidierung ist wohl nur eine Verschnaufpause im Rahmen der großen Aufwärtsbewegung, die 2009 eingesetzt hat. Schon bald könnte sich wieder einmal zeigen, dass politische Börsen nur kurze Beine haben.

Zwar schlägt sich die von der Politik gelieferte giftige Mischung bei vielen Anlegern in Unbehagen nieder. Die Put-Call-Ratios sind auf beiden Seiten des Atlantiks hoch. Diese Absicherungen oder Wetten auf fallende Kurse sprechen aber eher gegen einen ausgeprägten oder nachhaltigen Kursrückgang. Denn wer bereits abgesichert hat, wird voraussichtlich künftig nicht mehr auf fallende Kurse setzen. Kursrückgänge dürften durch die Positionierung am Markt also eher abgefedert werden.

Längere Verschnaufpause möglich

"Sogar ein ausgeprägter Short-Squeeze ist nicht ausgeschlossen", sagt Stephen Schneider, Marktanalyst der WGZ-Bank. Unter einem Short-Squeeze verstehen Marktteilnehmer eine überraschend einsetzende Rally, die von Deckungskäufen derjenigen ausgelöst wird, die auf fallende Kurse positioniert sind.

Ibex 35
Ibex 35 15.585,10

Wahrscheinlicher ist laut Schneider allerdings, dass sich die laufende Verschnaufpause ausdehnt und der Dax tendenziell noch etwas abbröckelt. "Der Druck kommt aus Amerika", sagt der Marktanalyst. Derzeit gebe es noch keine Anzeichen für ein Konsolidierungsende. Andererseits sei auch nicht zu erwarten, dass der S&P-500 die August-Tiefs bei gut 1.600 Punkten unterschreite. "Bei 1.660 Punkten sollte Schluss nach unten sein", sagt Schneider. In etwa zwei Wochen sollten die Aktienmärkte wieder nach oben drehen und bis ins erste Quartal 2014 hinein steigen, so sein Szenario.

CAC-40
CAC-40 8.081,54

Commerzbank-Analystin Petra von Kerssenbrock bleibt mittel- und langfristig ebenfalls zuversichtlich. "Die meisten Branchen in Europa befinden sich in einer guten Verfassung", sagt sie. Autoaktien, Bauwerte, Industriegüter, Technologie-, Telekom- und Medientitel seien aussichtsreich. Allerdings setzt Kerssenbrock auf einen Favoritenwechsel: "Der S&P-500 und der Dax haben bereits geliefert", sagt sie. Aus technischer Sicht drängten nun die Börsen in Paris und in Madrid in die Favoritenrolle. Der spanische IBEX-Index habe eine Kopf-Schulter-Formation als Bodenbildungsformation vollendet, und der französische CAC-40 habe einen stärkeren Widerstand überwunden.

"Grundvertrauen in Aktien steigt"

Besonders die Lage in Frankreich sei Anlass für Optimismus, sagt die Analystin. Sie könnte darauf hindeuten, dass der Euro-Stoxx-50 den starken Widerstandsbereich zwischen 3.050 und 3.080 Punkten nicht nur anlaufe, sondern schließlich auch überwinde.

Bald auf Grün schalten könnte die Börsenampel auch laut der Stimmungsanalysten von Sentix. Sie untersuchen die Marktstimmung und ziehen daraus Schlüsse auf die künftige Kursentwicklung. "Das Grundvertrauen in Aktien steigt", meint Sentix mit Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Umfragen unter Anlegern. Zwar klafften im Dax-Future bei 8.518 Punkten und im Euro-Stoxx-50-Future bei 2.872 Punkten noch charttechnische Lücken. Möglicherweise würden diese mit den politischen Querelen aus Italien geschlossen. "Dies wäre aus heutiger Sicht ein guter Zeitpunkt für Zukäufe", geben sich die Sentix-Analysten optimistisch. Denn das steigende Grundvertrauen sei ein Vorbote für Positionsaufbau.

Quelle: ntv.de, jwu/Herbert Rude, DJ

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