Katar-Offerte für Porsche Experten sind skeptisch
13.07.2009, 17:30 UhrDer durch den Einstieg bei Volkswagen hoch verschuldete Sportwagenbauer Porsche kann Analysten zufolge kaum auf eine sieben Mrd. Euro schwere Finanzspritze des Emirats Katar hoffen.
Um Barmittel in dieser Größenordnung von den Scheichs einzusammeln, müsse Porsche sich von deutlich mehr als von 25 Prozent der Stammaktien und seinem Optionspaket auf VW-Aktien trennen, rechnen die Experten vor.
Die Analysten von Equinet schrieben in einer Kurzstudie: "Die gerüchteweise transportierten sieben Mrd. Euro erscheinen aus unserer Sicht viel zu hoch." Angesichts des rechnerischen Börsenwertes von zwei Milliarden Euro für ein 25-prozentiges Porsche-Aktienpaket blieben vier bis fünf Mrd. Euro für die VW-Optionen - das Katar dies zahle, sei schwer vorstellbar. Ein anderer Analyst pflichtete bei: "Eine Prämie für die Stammaktien ist vorstellbar, aber dass Katar das 2,5-fache des Marktpreises bezahlt eher nicht."
Aktie auf Höhenflug
Die Anleger griffen trotz dieser Bedenken an der Börse beherzt zu und trieben mit ihren Käufen die Porsche-Vorzüge in die Höhe. Nach entsprechenden Medienberichten waren die Investoren zuversichtlich gestimmt, dass das ölreiche Emirat Porsche mittels einer Kapitalerhöhung und der Übernahme von Aktienoptionen auf VW finanziell unter die Arme greift.
Porsche drücken Schulden von neun Mrd. Euro, der Zugang zum Geldmarkt ist derzeit blockiert. Porsche hält 51 Prozent an den Stimmrechten von VW. Zudem hat sich der Sportwagenbauer über Optionen Zugriff auf weitere bis zu 20 Prozent an dem deutlich größeren Wolfsburger Konzern gesichert.
"Sieben Mrd. ist wohl das Gesamtbudget, das Katar für sein Engagement bei VW und Porsche ausgeben will", mutmaßte Christoph Stürmer von Global Insight. Um auf einen solchen Betrag allein für Porsche zu kommen, müssten die Porsche-Eignerfamilien jedoch für geschätzte vier Mrd. Euro bis zu 50 Prozent der Porsche SE an Katar abgeben, rechnete LBBW-Analyst Frank Biller vor. Weitere drei Mrd. Euro könnten für die von Porsche gehaltenen Optionen auf einen 20-prozentigen Stimmrechtsanteil an VW fließen. "Es ist aber wahrscheinlich, dass die Familien maximal 32,9 Prozent abgeben, um keinen Minderheitsaktionär mit Vetorecht zu bekommen", sagte hingegen ein anderer Analyst.
Wulff fährt Porsche in die Parade
Unterdessen hat der niedersächsischer Ministerpräsident VW-Aufsichtsrat Christian Wulff weitere Zweifel an einem möglicherweise bevorstehenden Einstieg von Katar bei Porsche gestreut. "Das ist schon ein bisschen skurril", sagte er mit Blick auf die angebliche Katar-Offerte, die "endverhandelt" und damit unterschriftsreif sei. "Ich denke, in den nächsten Tagen wird sich zeigen, dass da einige ganz schön viel Verwirrung betrieben haben", sagte der CDU-Politiker.

Christian Wulff: "Einige haben ganz schön viel Verwirrung betrieben."
(Foto: AP)
Auch aus dem Umfeld anderer VW-Aufsichtsräte und der VW-Banken hieß es, die Berichte seien "Unsinn". Porsche widersprach: "Herr Wulff kann nicht beurteilen, ob Porsche ein Angebot von Katar vorliegt, da er in die Verhandlungen nicht eingebunden ist."
Ende nächster Woche trifft sich der Aufsichtsrat von Porsche um eine Entscheidung über die möglichen Wege zur Entschuldung zu fällen. "Wir gehen davon aus, dass die Familien Porsche und Piech die nächsten Tage Klarheit schaffen, und dass wir dann zu einer guten Lösung kommen", sagte Wulff. Ein "gute Lösung" aus Sicht von Wulff wäre, wenn VW - wie von Aufsichtsratschef Ferdinand Piech geplant - Porsche einen Teil seines Sportwagengeschäfts abkaufen würde. Diese Offerte mit einem Volumen von rund vier Mrd. Euro lehnt Porsche-Chef Wendelin Wiedeking jedoch kategorisch ab.
Quelle: ntv.de, wne/rts