Wirtschaft

Fachwelt überrascht Exporte steigen kräftig

Während europaweit die Krisenstäbe in Regierungszentralen und Notenbanken tagen, erreicht eine ermutigende Nachricht aus der Warenwirtschaft die Märkte: Der deutsche Exportmotor springt im Frühjahr kräftig an, und das viel stärker als erwartet.

Die Nachfrage nach deutschen Exporten steigt außerhalb Europas überdurchschnittlich stark.

Die Nachfrage nach deutschen Exporten steigt außerhalb Europas überdurchschnittlich stark.

(Foto: REUTERS)

Die deutschen Exporte sind im März so stark gestiegen wie seit fast 18 Jahren nicht mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts kletterten sie im Vergleich zum Februar um 10,7 Prozent. "Der Aufschwung im deutschen Außenhandel hat deutlich an Fahrt gewonnen", erklärte der Präsident des Exportverbands BGA, Anton Börner.

Der stärkste Anstieg im Monatsvergleich seit Juli 1992 überraschte die Fachwelt. Analysten hatten nur mit einem Plus von 2,6 Prozent gerechnet. Im Februar war das Wachstum mit 5,1 Prozent nicht einmal halb so stark ausgefallen. Einige Experten gehen nun davon aus, dass die gesamte Wirtschaft zum Jahresauftakt trotz Produktionsausfällen wegen Eis und Schnee zugelegt hat.

Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 85,6 Milliarden Euro ins Ausland und damit gut 23 Prozent mehr als im März 2009. Dies war nach BGA-Angaben der stärkste Anstieg seit über 30 Jahren, allerdings waren die Exporte vor einem Jahr mit rund 16 Prozent auch sehr kräftig eingebrochen. "Made in Germany" war vor allem in Übersee gefragt: Hier gab es ein Plus von knapp 35 Prozent, während die Ausfuhren in die EU-Länder um 16,8 Prozent kletterten.

"Industrie nimmt Fahrt auf"

Experten schließen wegen der Exportstärke nicht aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal entgegen bisheriger Erwartungen doch gewachsen ist. "Das sind beeindruckende Zahlen", sagte Citigroup-Ökonom Jürgen Michels. "Die deutsche Wirtschaft hat wieder Fahrt aufgenommen, insbesondere die Industrie." Das Verarbeitende Gewerbe hatte im März deutlich mehr Aufträge erhalten, die Produktion hochgefahren und den Umsatz um 2,7 Prozent gesteigert.

Michels sagt für das erste Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent voraus, auch SEB-Experte Klaus Schrüfer hält ein leichtes Plus für möglich. Das Statistikamt veröffentlicht am Mittwoch eine erste Schätzung. Die 23 von Reuters befragten Analysten rechneten zuletzt mit einer Stagnation.

Kräftige Zunahme der Importe

Die Einfuhren erhöhten sich binnen Jahresfrist um 18,3 Prozent auf 68,4 Milliarden Euro. Zum Februar gab es ein überraschend starkes Plus von 11,0 Prozent. Der bereinigte Handelsbilanzüberschuss erhöhte sich auf 13,3 Milliarden Euro.

Von Januar bis März legten die Exporte im Vergleich zum ersten Quartal 2009 um 11,3 Prozent auf 219,5 Milliarden Euro zu. BGA-Chef Börner betonte aber, das gesamte Niveau liege immer noch um 15 Prozent unter dem Wert in der Vorkrisenzeit. Sorge bereite der Branche vor allem die Schuldenkrise in Griechenland und der Euro-Zone. Eine Verwässerung der Geldwertstabilität mache das Exportgeschäft kaum kalkulierbar.

In diesem Jahr peilt der BGA ein Umsatzplus von neun Prozent an, weil sich der Welthandel wegen niedriger Zinsen und riesiger Konjunkturprogramme wieder gefangen hat. Im Krisenjahr 2009 hatten die Exporteure mit rund 18 Prozent den schwersten Umsatzeinbruch seit Gründung der Bundesrepublik erlitten. Erst bis 2013 sei man wieder auf Vor-Krisen-Niveau, schätzt der Verband.

Quelle: ntv.de, wne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen