Asien verliert europäische Kundschaft Exporteinbruch bremst Boomländer
20.06.2013, 12:09 Uhr
Was nun
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Schuldenkrise in Europa hinterlässt deutliche Bremsspuren in den Wirtschaften der asiatischen Länder. Europäische Verbraucher halten das Geld zusammen. Die Nachfrage nach Produkten aus Südostasien und China kühlt sich merklich ab. Gleichzeitig brummt die Binnennachfrage in den asiatischen Ländern. Immer mehr Privathaushalte sind verschuldet.
Made in Indonesia, made in Malaysia oder made in Thailand: Kleidung, Elektroartikel und Nahrungsmittel aus asiatischen Ländern sind hierzulande schon lange nicht mehr exotisch. Die hartnäckige Rezession in Europa macht aber nun nicht nur den heimischen Wirtschaftszweigen zu schaffen, auch die Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland wird gedrosselt. Nach Ansicht von Experten droht dies den Erfolg der boomenden Schwellenländer zu untergraben. Vor allem Staaten in Südost-Asien haben in den vergangenen Monaten die zurückgehenden Orders aus den USA und Europa zu spüren bekommen. Und auch beim besonders wichtigen Handelspartner China hat sich das Wachstum mittlerweile merklich abgekühlt.
Da die Nachfrage in den aufstrebenden Volkswirtschaften unvermindert hoch ist, drohen deutliche Verschlechterungen in ihren Handelsbilanzen. "Für Länder wie Indonesien und zu einem gewissen Grad auch Malaysia hatten wir diese unglückliche Verkettung von schwacher Auslandsnachfrage, niedriger Rohstoffpreise und starker heimischer Nachfrage", sagt Robert Prior-Wandesforde von der Großbank Credit Suisse in Singapur. Dies dürfe sich nicht ungehindert fortsetzen. "Wir wollen nicht, dass diese Länder riesige, unhaltbare Defizite anhäufen, weil wir dann zwangsläufig in Geschichten von asiatischen Finanzkrisen geraten", warnt der Experte.
Schlagseite in der Handelsbilanz
Malaysias Handelsüberschuss fiel im April auf den niedrigsten Stand seit der Krise 1997. Es droht das erste Handelsdefizit seit 16 Jahren. Die Philippinen, die im vergangenen Monat mit einem Wirtschaftswachstum von 7,8 Prozent das höchste Plus in ganz Asien auswiesen, verbuchen bereits ein Handelsdefizit. Ebenso erging es Indonesien, dessen Ausfuhren nun den 13. Monat in Folge zurückgegangen sind. Die thailändischen Exporte haben sich ebenfalls abgekühlt, was im Januar zu einem Rekorddefizit in der Handelsbilanz führte.
"Es hängen sicher ein paar dunkle Wolken über einer Reihe von Ländern", sagt Jayant Menon, Ökonom bei der asiatischen Entwicklungsbank. Sorgen bereitet auch der rasante Anstieg der Verschuldung der Privathaushalte in Südostasien. Auf den Philippinen und in Indonesien haben die Banken etwa ihre Verbraucherkredite um rund 20 Prozent pro Jahr ausgeweitet.
Doch auch wenn für die schwere Finanz- und Währungskrise in Ostasien 1997 und 1998 wachsende Handelsbilanzdefizite und eine exzessive Kreditvergabe verantwortlich gemacht wurden, ist die Situation heute nicht vergleichbar. Die Länder sind mittlerweile robuster aufgestellt mit niedrigeren Schulden, höheren ausländischen Währungsreserven und besseren Kredit-Ratings, mit denen sie billiger an Kapital kommen. Zudem stützt die heimische Nachfrage mittlerweile die aufstrebenden Volkswirtschaften: Die Kauffreude der neuen Mittelschichten und höhere Investitionen in die Infrastruktur haben die Länder längst weniger abhängig vom traditionellen Exportgeschäft gemacht.
Quelle: ntv.de, rts