Chinesischem Drachen fehlt Feuer Exporteinbruch trifft Wirtschaft
10.07.2013, 07:30 Uhr
Wo ist das Feuer? Chinas Wirtschaftswachstum verliert an Dynamik.
(Foto: REUTERS)
Chinas politische Führung will die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt umstrukturieren und modernisieren. Ein schwächeres Wachstum nimmt sie dafür in Kauf. Allerdings deutet sich ein abrupter und deutlicherer Rückgang an als erwartet - das erste Export-Minus seit Januar 2012 ist der Beweis.
Chinas Wirtschaft, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, steht vor einer Wachstumsabschwächung. Darauf deuten die jüngsten Konjunkturdaten hin: Die Exporte und Importe sanken im Juni überraschend deutlich. Die Ausfuhren gingen um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, die Importe 0,7 Prozent, wie die Zollverwaltung berichtete. Es war das erste Export-Minus seit Januar 2012.
Das langsamere Wachstum erscheint Regierungschef Li Keqiang allerdings weiter akzeptabel. Die chinesische Wirtschaft müsse umstrukturiert und modernisiert werden, um eine gesunde Entwicklung zu erreichen, sagte der Premier laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua. Die makroökonomische Kontrolle müsse langfristig denken und sicherstellen, dass die Wachstumsrate, Beschäftigung und andere Indikatoren "nicht unter unsere Untergrenzen rutschen und die Inflation nicht unsere Obergrenze überschreitet".
"Handelsspannungen"
Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von 3 bis 4 Prozent erwartet. Mit dem Minus von 3,1 Prozent auf 174 Mrd. Dollar lagen die Exporte im Juni weit unter dem Plus von 10,4 Prozent für die erste Jahreshälfte. Ähnlich war der Importrückgang von 0,7 Prozent auf 147 Mrd. Dollar deutlich entfernt von dem Zuwachs von 6,7 Prozent für die ersten sechs Monate.
In der ersten Jahreshälfte war der gesamte chinesische Außenhandel nur noch um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Die Exporte nach Europa fielen um 8,3 Prozent, während es mit den USA ein Minus von 5,4 Prozent gab. Zollsprecher Zheng Yuesheng führte den Rückgang des Außenhandels im zweiten Quartal auf schwache globale Nachfrage, den stärkeren Wechselkurs, höhere Arbeitskosten und verschiedene Handelsspannungen zurück.
Schwächeres Wachstum
Chinas Außenhandelsstatistik ist allerdings verzerrt, weil der Zoll seit Mai verstärkt gegen gefälschte Ausfuhrangaben vorgegangen ist, mit denen illegal «heißes Geld» ins Land geholt wird. Dabei werden höhere Preise für Ausfuhren in Rechnung gestellt als sonst für die Waren angemessen wären. Auf diese Weise werden die strengen Regeln für Kapitalzuflüsse umgangen. So strömt Geld für Investitionen nach China, das die Handelsstatistik künstlich aufbläht.
Die jüngsten Zahlen dürften somit ein realistischeres Bild geben. So deutet der Abschwung in der weltweiten und heimischen Nachfrage auf eine weitere Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hin. Experten rechnen damit, dass das Wachstum im zweiten Quartal bei 7,5 Prozent und damit unter den 7,7 Prozent im ersten Quartal liegen wird. Chinas Wirtschaft wuchs 2012 nur noch um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - so langsam wie seit 1999 nicht mehr. Am 15. Juli werden die Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt.
Trotz des langsameren Wachstums hält die Zentralbank daran fest, den Geldhahn nicht weiter aufzudrehen. Ein Grund ist auch der unerwartet schnelle Anstieg der Inflation im Juni. Mit einem starken Zuwachs der Lebensmittelpreise legte der Verbraucherpreisindex um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.
Quelle: ntv.de, dpa