"Wir erwarten eine schwarze Null" Exporteure schreiben 2013 ab
08.10.2013, 15:46 Uhr
Wegen etlicher Unwägbarkeiten sind die Aussichten für den Außenhandel eher unscharf.
(Foto: picture alliance / dpa)
"High Noon" in den USA, Währungsturbulenzen in den Schwellenländern und ein durchhängendes Südeuropa: Der Außenhandel sieht sich etlichen Problemen ausgesetzt. Dass es im kommenden Jahr besser wird, ist keinesfalls ausgemacht.
Bei den deutschen Exporteure schwindet die Zuversicht. "Wir gehen mit der Prognose deutlich herunter", sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. "Wir erwarten eine schwarze Null - also ein Wachstum von weniger als einem Prozent." Bislang hatte der Verband mit einem Plus von drei Prozent gerechnet. "Das Ziel können wir nicht erreichen", sagte Börner. In den ersten acht Monaten waren die Ausfuhren um 1,1 Prozent auf 726,1 Milliarden Euro geschrumpft.
"Es gibt einen ganzen Strauß von Faktoren, die uns bremsen", sagte der BGA-Präsident. Der Nahe und Mittlere Osten sowie Teile von Nordafrika bildeten eine große Krisenregion. "Die Amerikaner spielen im Haushaltsstreit 'High Noon'. Alles ist dort in Wartestellung, Investitionen werden aufgeschoben", sagte Börner. In einigen großen Schwellenländern seien die Währungen wegen der US-Geldpolitik in Turbulenzen geraten. Auch in der Euro-Zone - dem wichtigsten Absatzmarkt - sehe es noch immer nicht gut aus. "Der Süden Europas - und dazu zähle ich auch Frankreich - hängt nach wie vor durch. Von dort werden in den kommenden zwölf Monaten noch keine Impulse kommen."
Zu den Aussichten für das kommende äußerte sich Börner zurückhaltend. "Das hängt davon ab, wie die Krisen bewältigt werden. Wenn es schlecht läuft, werden wir im besten Fall eine Stagnation sehen. Werden sie gelöst, ist ein ordentliches Wachstum drin." Hoffnungsträger bleibe vor allem Asien. "Dort hat die deutsche Wirtschaft noch viel Platz." Lateinamerika sei hochattraktiv, Afrika teilweise auch. "Und Amerika wird kommen, keine Frage", sagte Börner. "Das Wachstum dort ist nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben."
Weniger Bestellungen im August
Derweil vermeldet die deutsche Industrie für August einen überraschend gesunkenen Auftragseingang. Obwohl die Angaben für den Vormonat Juli nach oben korrigiert wurden, ist das ein herber Rückschlag für die Produktionsaussichten der Industrie. Allerdings deutet eine erhöhte Inlandsnachfrage nach Investitionsgütern darauf hin, dass sich die Investitionstätigkeit in Deutschland belebt. Die deutsche Wirtschaft zeigt daher ein gemischtes Bild, doch Ökonomen sind tendenziell zuversichtlich gestimmt.
Laut Bundeswirtschaftsministeriums sanken die Bestellungen auf Monatssicht um 0,3 Prozent. Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg um 1,1 Prozent prognostiziert. Ausschlaggebend für die enttäuschende Entwicklung im August war, dass der Rückgang der Auslandsaufträge um 2,1 Prozent nicht völlig von den Inlandsaufträgen ausgeglichen werden konnte, die um 2,2 Prozent zulegten. Die Inlandsnachfrage nach Investitionsgütern stieg um 4,7 Prozent.
Für Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, ist die Lage nicht eindeutig: "Wir haben nach wie vor ein durchwachsenes Bild. Es geht nicht in Richtung klassischer Aufschwung, aber es ist andererseits auch keine Rezession zu befürchten." Mit den Auftragseingängen dürfte auch die Produktion deutlich hinter dem zweiten Quartal zurückbleiben.
Konjunkturerholung erwartet
Die deutsche Wirtschaft war im zweiten Quartal zwar um 0,7 Prozent gewachsen. Schätzungsweise die Hälfte dieses Wachstums beruhte jedoch auf witterungsbedingten Nachholeffekten nach dem sehr langen und kalten Winter. Bei unveränderter konjunktureller Grunddynamik müsste die Wirtschaft im dritten Quartal also um rund 0,3 Prozent gewachsen sein.
Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müsste die Produktion im August und September gestiegen sein. Angesichts der sehr schwankenden Auftragseingänge ist ein solches Ergebnis allerdings nicht sicher. Für die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehende Produktion im August wird ein Anstieg von 1,0 Prozent erwartet. Im Juli war der Ausstoß um 1,7 Prozent zurückgegangen.
Im weniger schwankungsanfälligen Zweimonatsvergleich Juli/August gegenüber Mai/Juni erhöhte sich das gesamte Ordervolumen in der Industrie um 0,2 Prozent. "Blickt man durch die volatilen Monatsveränderungen hindurch, zeigt sich aktuell weiterhin ein verhalten positives Bild", sagte Postbank-Ökonom Thilo Heidrich. "Da die Aufträge für gewöhnlich einige Monate Vorlauf gegenüber der Produktion aufweisen, spricht dies für eine baldige Beschleunigung der Produktion." Auch die in den vergangenen Monaten erfolgte Stimmungsaufhellung in den Unternehmen signalisiere, dass sich die Konjunktur weiter erholen dürfte.
Quelle: ntv.de