Wasser auf den Mühlen der Kritiker Exportüberschuss auf Rekordhoch
08.11.2013, 11:08 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Mitten im Streit um die deutsche Exportstärke sattelt Deutschland noch einmal kräftig eins drauf: plus 3,6 Prozent. So stark war der Unterschied zwischen Ausfuhren und Einfuhren noch nie. Internationaler Unmut dürfte programmiert sein.
Der deutsche Exportüberschuss ist im September auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die Ausfuhren übertrafen die Einfuhren im September um 20,4 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Zahlen dürften die Debatte über die im Vergleich zum Import starke Exportwirtschaft Deutschlands zusätzlich befeuern.
"Der bisher höchste Ausfuhrüberschuss wurde im Juni 2008 mit 19,8 Milliarden Euro erzielt", hieß es. Während die Exporte um 3,6 Prozent zum Vorjahresmonat auf 94,7 Milliarden zulegten, fielen die Importe um 0,3 Prozent auf 74,3 Milliarden Euro. Das US-Finanzministerium hatte erst vor wenigen Tagen die Konzentration Deutschlands auf die Exportwirtschaft kritisiert.
"Made in Germany" auch in der Krise gefragt
Die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" zog in allen wichtigen Regionen an. Am kräftigsten legten die Exporte in die EU-Länder mit 5,4 Prozent zu, während die Ausfuhren in die Eurozone - trotz der Konjunkturschwäche im Währungsraum - um 4,4 Prozent kletterten. In alle anderen Regionen gab es ein Plus von 1,2 Prozent.
In den ersten neun Monaten verkauften die Unternehmen Waren im Wert von 818 Milliarden Euro ins Ausland - 0,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Branchenverband BGA hatte erst im Oktober seine Prognose gekappt: Statt der ursprünglich erwarteten drei Prozent soll es nur noch ein Plus von weniger als einem Prozent geben.
Im September stiegen die Exporte um 1,7 Prozent zum Vormonat, nachdem sie zuvor vier Monate in Folge gefallen waren. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet. Die deutschen Importe fielen um 1,9 Prozent zum Vormonat, während Analysten ein Plus von 0,6 Prozent vorausgesagt hatten.
Belastet Deutschland die EU?
Um die deutsche Exportstärke ist eine rege Debatte entbrannt. Nicht nur aus Europa hagelt es Schelte, auch aus den USA und vom IWF gab es erst jüngst eine kräftige Rüge. Der Vize-Chef des Internationalen Währungsfonds, David Lipton, forderte angeblich eine konkrete Obergrenze für die Überschüsse der Bundesrepublik.
Kritiker werfen Deutschland vor, mit seinen Handelsüberschüssen und einer schwachen Binnenkonjunktur insbesondere vor dem Hintergrund der der Eurokrise die Ungleichgewichte in Europa zu verstärken. Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen gelten als einer der Auslöser der weltweiten Finanzkrise.
Deutsche Wirtschaft auf den Barrikaden
Der deutsche Außenhandelsverband weist die breite Kritik an Deutschlands Exportstärke zurück. "Niemand profitiert davon, wenn man Deutschlands Export schwächt", sagte Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbauer-Branchenverbands VDMA, bezeichnete die Debatte zuletzt als "völligen Unsinn". Die deutsche Wirtschaft sei ein Fundament, "auf dem die wirtschaftliche Stabilität Europas steht".
Auch BDI-Präsident Ulrich Grillo ärgert die Kritik an der deutschen Exportstärke. Je mehr Deutschland exportiere, umso mehr Waren würden auch importiert, argumentierte der Präsident der Industrieverbands jüngst im Interview. "Damit helfen wir also auch ausländischen Unternehmen. Europa wird schwächer, wenn man Deutschland schwächt."
Quelle: ntv.de, ddi/rts