Sanktionen verschmerzbar Exportwirtschaft von Russland unabhängig
03.04.2014, 12:20 Uhr
Container und Autos in Bremerhaven vor ihrer Verschiffung.
(Foto: REUTERS)
Die deutsche Exportwirtschaft kommt ohne das Geschäft mit Russland klar, auch wenn das Land für Deutschland ein wichtiger Handelspartner ist. Die Abhängigkeit von Russland sei überschaubar, so das Statistische Bundesamt.
Die Abhängigkeit der deutschen Exportwirtschaft von Russland ist dem Statistischen Bundesamt zufolge eher gering. Zwar betreibe jeder zehnte deutsche Exporteur Handel mit dem wegen der Krim-Krise von Sanktionen bedrohten Schwellenland, teilte die Behörde mit. Für 73 Prozent dieser Unternehmen mache das Geschäft aber maximal ein Viertel ihrer gesamten Ausfuhren aus.
"Unbestritten ist Russland für Deutschland ein wichtiger Handelspartner", so die Statistiker. "Bezogen auf die weltweiten Geschäftsbeziehungen der deutschen Exportwirtschaft ist die Abhängigkeit der Unternehmen von Russland jedoch überschaubar."
Da sich die Importe aus Russland stark auf Rohstoffe konzentrieren, führt umgekehrt nur jedes hundertste importierende Unternehmen Waren aus dem Land ein. Deren Abhängigkeit von Russland sei allerdings hoch. Wertmäßig wird nach den Angaben fast die Hälfte (49 Prozent) der Importe aus Russland von Unternehmen eingeführt, für die diese Einfuhren mindestens drei Viertel ihrer gesamten Importe ausmachen.
Insgesamt lag Russland 2013 in der Rangfolge der wichtigsten Ursprungsländer deutscher Importe mit 40,4 Milliarden Euro an siebter Stelle. Es gehört zu den wenigen Ländern, die im Handel mit Deutschland einen Überschuss erzielen. Das liegt vor allem an der Bedeutung des Landes als Lieferant von Erdöl und Erdgas. 2013 kaufte Deutschland diese beiden Rohstoffe im Wert von 29,3 Milliarden Euro bei dem Handelspartner ein.
Wegen des Anschlusses der ukrainischen Halbinsel Krim an Russland hat die Europäische Union gegen eine Reihe von Russen Einreiseverbote und die Sperrung ihrer Konten verhängt. Die deutsche Wirtschaft fürchtet Geschäftseinbußen. Exporte und Importe brachen bereits 2013 um gut fünf Prozent auf 76,5 Milliarden Euro ein, erklärte der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft. Damit verlor Russland seinen Status als wichtigster Handelspartner in Osteuropa an Polen. Der Handel mit dem Nachbarn zog um 4,3 Prozent auf 78 Milliarden Euro an.
"Nur ein kleiner Schock"
Zuvor war bereits das Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zu dem Ergebnis gekommen, Sanktionen im Geschäft mit Russland wären für die deutsche Exportwirtschaft als Ganzes verschmerzbar. Die Autoren erwarten demnach, dass nur einige Nischenbranchen von einem kompletten Handelsstopp stark betroffen waren. Das gilt etwa für Firmen, die tierische Fette und Öle verkaufen. Nach Russland geht ein Fünftel der deutschen Fettexporte.
Überdurchschnittlich stark betroffen wären auch die Produzenten von Ölsaaten und ölhaltigen Früchten wie Raps und Leinsamen oder Produzenten von sanitären Anlagen. In diesen Branchen macht das Russland-Geschäft 6 bis 7 Prozent der Auslandsumsätze aus. Das ist etwa doppelt so viel wie der russische Anteil an den gesamten Exporten, der im vergangenen Jahr bei 3,3 Prozent lag.
Allerdings handelt es sich bei diesen Wirtschaftsbereichen um Branchen, deren Gewicht für die Gesamtwirtschaft äußerst gering ist. Das Geschäft mit Tierfetten etwa macht gerade einmal 0,03 Prozent des gesamten deutschen Exports aus, und der Handel mit Raps und anderen Ölsaaten steht nur für 0,02 Prozent.
In den größten Exportbranchen, die wichtig für die Gesamtwirtschaft sind, hat das Russland-Geschäft weit weniger Gewicht. Die Fahrzeugbauer etwa machen in Russland 3,9 Prozent ihres Auslandsgeschäfts. Ebenso sieht es in der Pharmaindustrie und bei den Herstellern elektrischer Maschinen aus, die ebenfalls Export-Schwergewichte sind.
"Gesamtwirtschaftlich gesehen würde bei einem Totalausfall des Russland-Exports der deutsche Export um etwa 3,5 Prozent zurückgehen", sagt Klaus Schrader, einer der Autoren. "Das wäre angesichts der Krise von 2009, in der deutsche Export um mehr als 18 Prozent zurückgegangen ist, nur ein kleiner Schock."
Quelle: ntv.de, jga/dpa/DJ/rts