Keine Hilfe für Schlecker FDP attackiert Verdi
31.03.2012, 09:38 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die FDP verhindert Kreditbürgschaften für Schlecker und erntet dafür massive Kritik. Generalsekretär Döring dreht nun den Spieß um und wirft Verdi-Chef Bsirske Heuchelei vor: Dessen Boykott-Aufruf habe zur Pleite der Drogeriekette beigetragen.
FDP-Generalsekretär Patrick Döring macht die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mitverantwortlich für die Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker. Verdi-Chef Frank Bsirske habe noch vor einigen Monaten zum Boykott von Schlecker wegen angeblich schlechter Bezahlung und Arbeitsbedingungen aufgerufen, sagte Döring der "Bild am Sonntag". Damit habe er entscheidend zum Niedergang beigetragen. Nun fordere der Verdi-Chef eine Transfergesellschaft, die einen Verbleib der Beschäftigten in den Schlecker-Strukturen verlängere. "Das ist pure Heuchelei", sagte Döring.
Eine Transfergesellschaft, in der der Großteil der rund 11.000 von Entlassung betroffenen Schlecker-Mitarbeiterinnen weiterbeschäftigt werden sollte, war am Widerstand dreier Bundesländer gescheitert, in denen die FDP die Wirtschaftsminister stellt. Bayern, Sachsen und Niedersachsen waren nicht bereit, sich an einer Kreditbürgschaft zu beteiligen.
Döring verteidigte deren Entscheidung: "2011 gab es in Deutschland 30.000 Insolvenzen, bei denen in einigen Fällen auch Transfergesellschaften gegründet wurden. Doch in keinem Fall gab es staatliche Bürgschaften. Es wäre eine Perversion der sozialen Marktwirtschaft, wenn es künftig hieße: Bei großen Pleiten kommt der Bundesadler, bei kleinen der Pleitegeier."
"Eine Transfergesellschaft ist doch kein Allheilmittel", sagte er der "Tageszeitung". Zudem sei Schlecker "eine dezentrale Organisation mit vielen tausend Filialen und wenigen Arbeitern pro Filiale." Die Schlecker-Pleite sei daher "nicht vergleichbar mit Insolvenzen von großen Industrieunternehmen, wo auf den Schlag zehntausende Menschen an einem Ort arbeitslos werden." Zudem seien die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gut: Es gebe im Einzelhandel 25.000 offene Stellen.
Döring gab sich überzeugt, dass die Bundesanstalt für Arbeit die nun entlassenen Mitarbeiter schneller und besser wieder in Arbeit vermitteln kann. Er äußerte sich zuversichtlich, dass die FDP-Entscheidung auch von den Schlecker-Mitarbeitern honoriert werde: "Ich habe die Hoffnung, dass auch die Betroffenen eines Tages sehen, dass unser Weg richtig ist."
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP