Wirtschaft

G+J bricht Verkaufsverhandlungen ab "FTD" vor der Einstellung

Die Befürchtungen werden wahr.

Die Befürchtungen werden wahr.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Zeitungsmarkt steht vor dem Verlust einer weiteren überregionalen Zeitung: Der Verlag Gruner+Jahr will am Freitag die Einstellung der "Financial Times Deutschland" verkünden. Gespräche mit einem potenziellen Investor scheitern, der Verlag wird mit dessen Plänen nicht warm.

Zwölf Jahre nach dem Start steht die "Financial Times Deutschland"  vor dem Aus. Die Verlagsgruppe Gruner+Jahr brach am Donnerstag die Verkaufsverhandlungen mit einem potenziellen Investor ab, wie ein Unternehmenssprecher am Abend mitteilte. "Gruner+Jahr lag ein ernsthaftes Angebot vor, allerdings konnte der G+J Vorstand dem dort dargestellten Fortführungsszenario weder konzeptionell noch wirtschaftlich folgen." Damit sei mit einer Schließung der "FTD" zu rechnen. Am Freitagvormittag sollen um 11:00 Uhr Betriebsräte und Mitarbeiter informiert werden.

Über das Schicksal der anderen Wirtschaftsmedien - darunter die Magazine "Capital", "Impulse" und "Börse Online" - will Gruner + Jahr am Freitag Einzelheiten bekanntgeben. Gewerkschaftsvertreter befürchten den Verlust von mehr als 200 Stellen. Bei den Wirtschaftstiteln arbeiten rund 350 Menschen. Die zögerliche Informationspolitik des Verlags hatte für Unmut gesorgt. Arbeitnehmer und Betriebsräte zeigten sich entsetzt darüber, dass sie seit Tagen nur über Konkurrenzmedien von den Plänen des Verlagsmanagements erfuhren.

Der G+J-Aufsichtsrat hatte nach Verlagsangaben den Vorstand ermächtigt, einen Verkauf, eine Teilschließung oder Schließung der Wirtschaftsmedien vorzunehmen. Das Gremium wird von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe geführt, darin ist auch die Hamburger Verlegerfamilie Jahr vertreten. G+J-Mehrheitseigener ist mit 74,9 Prozent Bertelsmann, die Jahrs halten eine Sperrminorität von 25,1 Prozent.

Die montags bis freitags erscheinende Zeitung war erstmals im Jahr 2000 erschienen - mitten im damaligen Internetboom mit einer Vielzahl von Firmengründungen und Börsengängen, die kräftig beworben wurden. Allerdings schaffte die "FTD" nie den Sprung in die schwarzen Zahlen.

Gruner+Jahr hatte die "FTD" mit dem britischen Verlag Pearson ("Financial Times") aus der Taufe gehoben und Anfang 2008 auch dessen 50-Prozent-Anteil übernommen. Dabei wurden die weitere Nutzung der Marke sowie eine redaktionelle Kooperation mit dem früheren Mutterblatt "FT" vereinbart. Der Verlag Gruner+Jahr der auch Magazine wie "Geo", "Gala", "Stern", "Brigitte" und "Neon" herausgibt, gehört mit einem Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro (2011) zu den größten in Europa.

Quelle: ntv.de, sla/dpa

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