Wirtschaft

Zwillinge lassen nicht locker Facebook-Streit geht weiter

Der jahrelange Rechtsstreit um die Erfindung des sozialen Netzwerks Facebook geht überraschend in eine neue Runde. Die Winklevoss-Zwillinge reichen bei einem Gericht in Boston eine neue Klage ein. Sie werfen Facebook-Gründer Zuckerberg vor, er habe ihre Idee gestohlen.

Die Winklevoss-Zwillinge wollen mehr Geld erstreiten.

Die Winklevoss-Zwillinge wollen mehr Geld erstreiten.

(Foto: REUTERS)

Die Frage, wer Facebook erfunden hat, beschäftigt wieder ein amerikanisches Gericht. Die Zwillinge Tyler und Cameron Winklevoss reichten in Boston Klage ein. Die Brüder, die mit Zuckerberg in Harvard studiert hatten, wollen einen Vergleich aus dem Jahr 2008 annullieren lassen. Die Einigung hatte ihnen damals 65 Mio. Dollar eingebracht. Sie werfen Facebook vor, sie bei dem Vergleich über den Tisch gezogen zu haben. Mitte der Woche hatten die beiden ihren Gang zum Obersten Gericht in Washington abgeblasen, die jahrelange Kontroverse schien beendet.

Mit ihrer Klage gegen den Vergleich scheiterten die Winklevoss-Brüder zwar bereits im April vor einem Berufungsgericht in Kalifornien. Anschließend lehnten es die Richter ab, sich noch einmal in größerer Runde mit ihrem Fall zu beschäftigen, und auch dem Gang vors Oberste Gericht gaben Experten nur wenig Chancen.

Die Winklevoss-Zwillinge werfen Zuckerberg vor, während der gemeinsamen Studienzeit an der US-Eliteuni Harvard im Jahr 2003 ihre Idee zum sozialen Onlinenetzwerk ConnectU ("Vernetze Dich") gestohlen zu haben. Die Brüder und ihr Freund Divy Narendra hatten den jungen Zuckerberg mit der Weiterentwicklung ihres Programms beauftragt. Zuckerberg habe sich aber nicht an den Vertrag gehalten, sondern im Februar 2004 mit Facebook sein eigenes Netzwerk gestartet. Facebook weist diese Darstellung zurück.

Neuer Versuch

Jetzt versuchen die Zwillinge mit einer neuen Klage, mehr Geld zu erstreiten. Sie wollen klären lassen, ob Facebook und Zuckerberg ihnen vor dem Vergleich wichtige Informationen vorenthalten haben. Im Mittelpunkt dürften dabei vor allem Chat-Nachrichten aus der Gründungszeit von Facebook stehen. In einer der Nachrichten, die Zuckerberg zugeschrieben werden, kündigt er an, die Arbeit an der Website der Brüder zu verzögern, bis Facebook fertig ist. Die Chat-Protokolle waren zunächst im Frühjahr 2010 im Blog "Silicon Alley Insider" veröffentlicht worden. Später bestätigte Zuckerberg selbst ihre Echtheit, als er dem Magazin "New Yorker" dazu sagte, er bedauere seine damaligen Äußerungen.

Die Winklevoss-Brüder zeigten sich in einem Interview mit der "New York Times" überzeugt, dass sie mit den Chat-Protokollen in der Hand bessere Karten in den Vergleichsverhandlungen mit Facebook gehabt hätten.

Bei dem Vergleich hatten die Zwillinge 20 Mio. Dollar in bar und weitere 45 Mio. Dollar in Facebook-Aktien bekommen. Damals war noch mit einer Bewertung von 15 Mrd. Dollar für das gesamte Unternehmen kalkuliert worden. Inzwischen wurde Facebook bereits mit mehr als 50 Mrd Dollar bewertet, bei einem Börsengang wird auch ein Firmenwert von 100 Mrd Dollar für möglich gehalten. Damit ist der Winklevoss-Vergleich inzwischen deutlich mehr als 100 Mio. Dollar wert.

Wer hat Facebook erfunden?

Die Zwillinge behaupten, es gehe ihnen bei der Frage um das Prinzip. Doch Farhad Manjoo vom Online-Magazin "Slate" weist darauf hin, dass Zuckerberg von vielen Seiten Anregungen, Geld und Wissen bezogen habe. "In der Frühzeit von Facebook war so gut wie nichts neu. Selbst wenn die Zwillinge wirklich zuerst eine Idee für ein soziales Netzwerk für Harvard hatten – soziale Netze für Studenten gab es schon länger", schreibt Manjoo.

Der Gründer des Online-Netzwerks Facebook, Mark Zuckerberg.

Der Gründer des Online-Netzwerks Facebook, Mark Zuckerberg.

Facebook sei nur deshalb so viel Wert, weil es etwas Altes besser, schneller, schöner, nützlicher mache und einen großen Suchtfaktor erzeuge. "Facebook ist Milliarden Dollar wert, weil es ein Produkt ist, das zahlreiche Menschen nutzen wollen", betont Manjoo.

Zuckerberg habe nicht die Idee für soziale Netzwerke gehabt. "Aber es gibt keinen, dem hier mehr Verdienst gebührt." Es sei ein Fehler anzunehmen, hätte Zuckerberg nur etwas fairer gespielt, dann würde nun jemand anderes eine milliardenschwere Firma führen, die die Welt verändert.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen