Wirtschaft

Rohrkrepierer statt Börsenrakete Facebook rumpelt an die Nasdaq

(Foto: AP)

Mark Zuckerberg gehört nun zu den reichsten Menschen.

Mark Zuckerberg gehört nun zu den reichsten Menschen.

(Foto: REUTERS)

Facebook sollte nicht nur einer der größten Börsengänge aller Zeiten, sondern auch einer der glanzvollsten werden. Daraus wird aber nichts. Nur dank massiver Stützungskäufe durch die beteiligten Banken fallen die Aktien des soziale Netzwerks nicht unter ihren Ausgabekurs.

Begleitet von einer technischen Panne hat das Facebook nur ein verhaltenes Börsendebüt hingelegt. Die Aktie schloss an der US-Technologiebörse Nasdaq lediglich 23 Cent über dem Ausgabekurs von 38 Dollar. Im Laufe des ersten Handelstages war die Aktie sogar mehrfach auf glatt 38 Dollar zurückgefallen, nachdem sie bei 42 Dollar gestartet war. Offenbar hinderten nur massive Stützungskäufe der beteiligten Banken das Papier daran, in die Verlustzone zu rutschen.

Viele Experten hatten im Vorfeld ein deutlicheres Kursplus bei dem weltgrößten Börsengang eines Technologie-Unternehmens vorhergesagt, es hatte aber auch mahnende Stimmen gegeben.

Eine regelrechte Flut von Kauf- und Verkaufsaufträgen führte zum Auftakt zu technischen Problemen und einen verspäteten Handelsstart mit der Facebook-Aktie. Die Nasdaq prüft die Verzögerung. Den Gang an die Börse hatte Firmengründer Mark Zuckerberg zuvor in der Zentrale im kalifornischen Silicon Valley unter dem Applaus seiner Mitarbeiter mit der traditionellen Startglocke eingeläutet.

Intenet-Aktien unter Druck

"Wir sehen da draußen einige unglückliche Leute. Sie hatten darauf gehofft, dass Facebook sich deutlich besser schlägt. Ich wette, da sind viele enttäuscht", sagte Wayne Kaufman vom Brokerhaus John Thomas Financial. Das holprige Börsendebüt belastete die Wall Street. Alle Indizes notierten im Minus.

"Wir stehen nach diesem wenig erstaunlichen Handelsstart etwas unter Druck. Der Börsengang konnte nicht wie von einigen Händlern erhofft den Gesamtmarkt beflügeln", sagte Frank Davis von LEK Securities in New York. Andere Unternehmen aus dem Bereich soziale Medien standen ebenfalls auf den Verkaufslisten der Börsianer. Die Anteilsscheine des Karrierenetzwerks LinkedIn verbilligten sich um 2,6 Prozent, die Papiere des Schnäppchenportals Groupon um 5,6 Prozent. Die Aktien des Internetspiele-Anbieters Zynga gaben 9 Prozent ab.

Wegen der hohen Nachfrage hatte Facebook nur zwei Tage vor dem Handelsstart 25 Prozent mehr Aktien für den Börsengang bereitgestellt als ursprünglich geplant. Auch die Preisspanne war von 34 bis 38 Dollar von zuvor 28 bis 35 Dollar je Papier angehoben worden. Mit einer Marktkapitalisierung von 104 Mrd. Dollar war Facebook mit dem Glockenschlag so viel Wert wie die deutschen Traditionskonzerne Daimler, BMW und Lufthansa zusammen. Der Weg zu den ganz großen Namen der Technologiebranche ist aber noch weit. Apple etwa, das zu den teuersten Unternehmen der Welt zählt, ist an der Börse derzeit etwa 500 Mrd. Dollar wert.

Wie groß das Kursplus am Ende des ersten Tages ausfallen musste, um als Erfolg zu gelten, darüber waren die Meinungen der Analysten und Experten weit auseinander gegangen. "Ein Sprung von 15 bis 20 Prozent ist im Bereich des Möglichen", sagte Finanzprofessor Tim Loughran. Andere hielten Kursaufschläge von mindestens 30 Prozent für erreichbar. Einer Morningstar-Umfrage zufolge sahen Analysten den Schlusskurs am ersten Handelstag bei 50 Dollar.

Doch eins war schon vor dem Debüt der Aktie klar: Der Facebook-Börsengang ist der mit Abstand größte eines Technologieunternehmens aller Zeiten. Insgesamt 18,4 Mrd. Dollar werden erlöst, wenn auch eine Mehrzuteilungsoption vollständig ausgeübt wird. Zum Vergleich: Der US-Internetgigant Google sammelte beim Börsendebüt 2004 knapp 2 Mrd. Dollar ein. Der Ausgabepreis der Google-Aktien lag bei 85 Dollar, am ersten Tag kletterte das Papier auf 100 Dollar. Heute liegt der Kurs bei rund 626 Dollar.

Klage eingereicht

Von den Einnahmen des Börsengangs fließen dem acht Jahre alten Unternehmen selbst nur etwas mehr als die Hälfte zu. Der Rest geht an Geldgeber, die das Potenzial des Online-Treffpunkts früh erkannt haben. Der 28 Jahre alte Gründer Zuckerberg bleibt Mehrheitseigner.

Mehr als 900 Millionen Menschen weltweit haben ein Facebook-Konto, organisieren Kontakte über das soziale Netzwerk, posten Fotos und teilen Musik mit Freunden. Kritiker bemängeln, dass noch immer nicht klar ist, wie das kalifornische Unternehmen seine Popularität bei den Nutzern in Umsatz- und Gewinnwachstum ummünzen will. Im ersten Quartal diesen Jahres sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 205 Mio. Dollar. Der Umsatz ging um sechs Prozent auf 1,06 Mrd. Dollar zurück.

Anzeigen sind die wichtigste Einnahmequelle für Facebook. Problematisch für die Silicon-Valley-Firma ist, dass immer mehr Anhänger über mobile Zugänge wie Smartphones und Tablets das Netzwerk besuchen. In diesen Fällen kann Facebook weniger für Anzeigen verlangen, zudem schalten bisher weniger Konzerne auf mobilen Geräten Werbung.

Am Tag des Börsengangs wurde Facebook auf die Zahlung von 15 Mrd. Dollar verklagt. Nutzer werfen dem sozialen Netzwerk vor, ihre Spuren im Internet aufgezeichnet zu haben - selbst nachdem sie ihr Profil abgemeldet hatten. Die Höhe der Forderung erklärt sich dadurch, dass es sich um eine Sammelklage handelt. Pro Tag und Nutzer verlangen die Kläger 100 Dollar als Wiedergutmachung und als Strafe, außerdem bis zu 10.000 Dollar pro Person. Hinzu kommen die Kosten für Experten und Anwälte.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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