Wirtschaft

Nach Mafia-Skandal Fastweb an der kurzen Leine

Swisscom-Chef Carsten Schloter

Swisscom-Chef Carsten Schloter

(Foto: REUTERS)

Der Schweizer Telekomkonzern Swisscom nimmt die von einer Betrugsaffäre erschütterte italienische Tochter Fastweb unter seine Fittiche. Bis auf weiteres übernimmt Swisscom-Chef Carsten Schloter selbst die Führung des Internet-Dienstleiters. Der bisherige Fastweb-Chef Stefano Parisi hat seine Funktion vorübergehend aufgegeben. Damit verhindern die Schweizer, dass die Tochter unter Zwangsverwaltung gestellt wird. Die Affäre hat inzwischen konkrete finanzielle Auswirkungen für die Swisscom und dürfte das Ergebnis im laufenden Jahr belasten, wie der Konzern einräumte.

Gegen Fastweb-Gründer Silvio Scaglia - einen der reichsten Männer Italiens - sowie Dutzende weitere Personen waren im Februar internationale Haftbefehle ausgestellt worden. Die italienische Justiz wirft den Verdächtigen vor, mittels fiktiver Telekomgeschäfte Geldwäsche betrieben und Steuern in Höhe von zwei Milliarden Euro hinterzogen zu haben. Auch die Firma Telecom Italia Sparkle soll in die Affäre verwickelt sein. Medienberichten zufolge handelt es sich um einen der größten Betrugsfälle, den Italien je gesehen hat. Fastweb wird nach früheren Angaben Steuerhinterziehung über 40 Millionen Euro vorgeworfen.

Der Vorwurf der Steuerhinterziehung war dem größten Schweizer Telekomkonzern nach eigener Auskunft bereits bei der Fastweb-Übernahme im Jahr 2007 bekannt. Überrascht zeigte sich Swisscom später dann aber über die Größenordnung des Falles und den Verdacht der Geldwäsche. Nun erklärte das Schweizer Unternehmen, Parisi habe weiter das volle Vertrauen der Swisscom und des Fastweb-Verwaltungsrates, dem Swisscom-Chef Schloter vorsteht. Parisi würden zwischenzeitlich andere Funktionen innerhalb des Swisscom-Konzerns zugewiesen. Neben Parisi hätten drei weitere Manager ihre Funktionen vorübergehend niedergelegt.

Fastweb rutscht ins Minus

Fastweb geht davon aus, dass das Steuerverfahren mehrere Jahre dauern könnte - mit ungewissem Ausgang, wie Swisscom mitteilte. Daher bilde die italienische Tochter eine Rückstellung von 70 Millionen Euro, was dem Unternehmen für 2009 nun einen Verlust von 34 Millionen Euro einbrockt. Zuvor hatte Fastweb für das abgelaufene Jahr noch einen Reingewinn von 36 Millionen Euro ausgewiesen. Swisscom packt die Rückstellung als Aufwand in die Bilanz 2010 und geht nach eigenen Angaben davon aus, dass das Betriebsergebnis (Ebitda) davon im laufenden Jahr mit rund 100 Millionen Franken belastet wird. Im Februar hatte Swisscom mitgeteilt, 2010 mit einem Ebitda von 4,6 (2009: 4,7) Milliarden Franken zu rechnen. Der Umsatz werde bei zwölf Milliarden Franken stagnieren.

Quelle: ntv.de, rts

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