Debatte um hohe Inflationsrate Fed-Chef lässt Kritik abprallen
04.11.2010, 06:58 UhrDass die Politik des billigen Geldes durch die US-Notenbank in den Vereinigten Staaten Kritiker hat, ist hinlänglich bekannt. Fed-Chef Bernanke versucht, ihnen argumentativ das Wasser abzugraben. Er schätzt die Gefahr einer Deflation höher ein. Dadurch könnte die ökonomische Stagnation länger anhalten.

Ben Bernanke sieht im Gegensatz zu vielen Experten eine Gefahr der Deflation.
(Foto: dpa)
US-Notenbankchef Ben Bernanke hat Kritik zurückgewiesen, die aggressive Geldpolitik der Fed könnte zu einem Anstieg der Inflationsrate führen. Solche Sorgen seien übertrieben, schrieb Bernanke in der "Washington Post".
Die größeren Risiken, denen sich die USA derzeit ausgesetzt sähen, seien die anhaltend zu hohe Arbeitslosenquote sowie eine beunruhigend niedrige Teuerung. Eine zu niedrige Inflation könne ein Risiko für die Wirtschaft darstellen, besonders wenn diese sich schwer tue. "In den extremsten Fällen kann sich eine sehr niedrige Inflation in eine Deflation verwandeln, was zu langen Perioden wirtschaftlicher Stagnation beitragen kann", so Bernanke.
Die Teuerung ist in den USA derzeit so niedrig wie seit den 1960er Jahren nicht mehr. Viele Fachleute fürchten ein Abrutschen in die Deflation, also auf breiter Front fallende Preise. Das hätte volkswirtschaftlich desaströse Folgen. Auf der anderen Seite fürchten Kritiker von Bernankes Kurs, dass die künstliche Aufblähung der Geldmenge zu einem Anstieg der Inflationsrate führt.
Die Federal Reserve hatte zuvor mitgeteilt, sie wolle bis Mitte kommenden Jahres noch einmal zusätzlich 600 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft pumpen, indem sie Staatsanleihen kauft. Zusätzlich würden bereits der Zentralbank gehörende, aber auslaufende Immobilienpapiere durch Staatstitel ersetzt, so dass sich das Ankaufprogramm insgesamt auf 850 Milliarden bis 900 Milliarden Dollar summiert. Ziel der Geldspritze ist es, die nach der Rezession immer noch schwach wachsende Wirtschaft anzukurbeln und auf diese Weise mehr Jobs zu schaffen.
Kritik ebbt nicht ab
Kritiker haben Zweifel an der Wirksamkeit des Manövers. Ihrer Meinung nach hält der gigantische private Schuldenberg die Amerikaner von Käufen ab. Niedrigere Zinsen seien deshalb wirkungslos. Andere befürchten auf lange Sicht ausufernde Inflation.
Bernanke wies die Befürchtungen eines verstärkten Preisauftriebs in dem Artikel zurück. Das Instrument sei bereits zuvor eingesetzt worden und es habe nicht zu höherer Inflation geführt. Er versicherte, die Federal Reserve verfüge über die Werkzeuge, die zusätzliche Liquidität "zur angemessenen Zeit" wieder abschöpfen zu können.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa