Wirtschaft

"Das Gremium ist vorbereitet" Fed bleibt auf Kurs

Unter den Augen eines steinernen Adlers: Der zentrale Haupteingang der Fed in Wahsington.

Unter den Augen eines steinernen Adlers: Der zentrale Haupteingang der Fed in Wahsington.

(Foto: dpa)

Wenn in Washington die Notenbanker sprechen, dann halten Börsianer rund um den Globus den Atem an. Eine Zinsentscheidung in den USA bewegt die Märkte. Doch die Federal Reserve hält die Füße still: Die US-Wirtschaft sei derzeit noch zu fragil.

Die US-Notenbank hält geldpolitisch Kurs. Wie die Federal Reserve mitteilte, bleibt der Leitzins für die größte Volkswirtschaft der Welt erwartungsgemäß bei 0 bis 0,25 Prozent. Auch die Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur gehen in unvermindertem Tempo weiter. Die Notenbank kauft Monat für Monat für 85 Mrd. Dollar Staats- und Immobilienpapiere. Mit dem so geschaffenen Geld will sie die Wirtschaft ankurbeln und hofft, dass die Arbeitslosigkeit sinkt. Geldpolitisch vom Gas gehen wollen Fed-Chef Ben Bernanke und die meisten anderen Top-Notenbanker der USA erst dann, wenn die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist.

Allerdings dürfte dies noch eine ganze Weile dauern, wie sich erst kurz vor dem Zinsentscheid zeigte. So stellte die US-Privatwirtschaft dem Arbeitsvermittler ADP zufolge im April nur 119.000 neue Mitarbeiter ein, so wenige wie seit sieben Monaten nicht mehr. Experten fürchten nun, dass auch der für Freitag erwartete offizielle Arbeitsmarktbericht der Regierung schwächer ausfällt als erwartet. Auch am Bau lief es schlecht, mau ist zudem die Stimmung in der Industrie. Deren am Mittwoch veröffentlichter Einkaufsmanagerindex gab im April überraschend auf 50,7 Punkte nach und lag damit nur knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.

Optionen weiter offen

Wie die Fed im Begleitkommentar zum Zinsbeschluss erklärte, sieht sie eines der Hauptprobleme für die US-Wirtschaft im nach wie vor ungeklärten Haushaltsstreit und den deshalb in Kraft getretenen automatischen staatlichen Ausgabenkürzungen. Zudem sei die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin schwierig, hieß es in der Mitteilung, die ansonsten die Lage mehr oder weniger so beschrieb wie beim letzten Treffen des für die US-Geldpolitik entscheidenden Offenmarktausschusses im März. Bezüglich des Tempos der Anleihekäufe, über das zuletzt heftig diskutiert worden war, hielt sich Bernanke alle Optionen offen: "Das Gremium ist darauf vorbereitet das Tempo der Anleihenkäufe zu erhöhen oder auch zu reduzieren, wie es angemessen erscheint, um mit der Geldpolitik weiterhin die Konjunktur zu unterstützen."

An den US-Börsen wurde der Beschluss gelassen aufgenommen. Der Leitindex Dow Jones, der bereits zuvor im Minus notiert hatte, verbesserte sich kaum, Auch an den Anleihemärkten und am Devisenmarkt tat sich wenig. Der Dollar fiel zum Euro leicht. Ein Euro kostete 1,3220 Dollar.

Mehr oder doch weniger?

Ökonomen werteten den Fed-Entscheidung als Hinweis darauf, dass Bernanke im Großen und Ganzen zufrieden ist mit den Ergebnissen seiner expansiven Geldpolitik - mit Ausnahme der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Michael Woolfolk, Währungsstratege bei BNY Mellon, sprach der Fed indes Einfluss auf das Geschehen an den Finanzmärkten ab. "Wir haben bereits zuvor gesehen, dass doch immer weniger Leute bereit waren riskante Positionen einzugehen. Angesichts der Konjunkturdaten ist das Gerede über eine schrittweise Rücknahme der Anleihekäufe wohl ziemlich leise geworden. Das ist wahrscheinlich nichts, was wir bis zum kommenden Jahr sehen werden."

Einige Experten können sich inzwischen sogar vorstellen, dass wegen der geringen Teuerung - sie liegt inzwischen klar unter dem Ziel der Fed von zwei Prozent - noch mehr Anleihen gekauft werden. Eine andere Möglichkeit für Bernanke, länger Geld in der Wirtschaft zu belassen, wäre die gekauften Bonds bis zur Fälligkeit zu behalten anstatt sie zu verkaufen. Zuletzt hatte zudem der Chef der Fed-Filiale in Minneapolis, Narayana Kocherlakota, vorgeschlagen, das Niveau der Arbeitslosenquote, ab der die Zentralbank ihren Kurs ändert, noch weiter zu senken. Durch einen solchen Schritt könnten - so jedenfalls die Hoffnung der Notenbanker - die langfristigen Zinsen weiter fallen und somit die Wirtschaft einen zusätzlichen Schub bekommen.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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