Bernanke hat gesprochen Fed senkt Prognose
27.04.2011, 22:15 Uhr
Vor dieser historischen Pressekonferenz soll Fed-Chef Ben Bernanke angeblich extra ein Medientraining absolviert haben.
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Erstmals ihrer 97-jährigen Geschichte gibt die US-Notenbank unmittelbar nach ihrer Zinsentscheidung eine Pressekonferenz. Bereits seit Jahren bemühe sich die Fed um mehr Transparenz, erklärt Notenbankchef Bernanke. Die Pressekonferenz sei da das i-Tüpfelchen. Als erstes musste Bernanke allerdings die US-Wachstumsprognose senken.
Die US-Notenbank Federal Reserve war immer ein geheimnisvoller Ort. Der "Magier der Märkte", Ex-Fed-Chef Alan Greenspan, wandte sich, wenn überhaupt, nur in seinem ganz eigenen "Greenspanesisch" an die Öffentlichkeit, so das Börsianer mehr auf den Umfang seiner Aktentasche, als auf seine Worte achteten, um daraus Rückschlüsse auf mögliche Zinsschritte zu ziehen.

Wäre er nervös geworden, wäre es kein Wunder gewesen: Schließlich wurde ihm an den Börsen weltweit genau auf den Mund geschaut.
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Sein Nachfolger Ben Bernanke setzt dagegen auf Transparenz. Für lange Zeit habe das Mystische der Federal Reserve darin bestanden, niemanden wissen zu lassen, was man gerade tue, sagte Bernanke auf der ersten Pressekonferenz nach einer Zinsentscheidung. Bis 1994 habe die Notenbank der Öffentlichkeit noch nicht mal mitgeteilt, wenn sie ihre Bandbreite für die Zinsen geändert hatte. Seither habe sich aber in Sachen Transparenz und regelmäßigen Veröffentlichung jede Menge getan.
Der Grund für die jahrelange Zurückhaltung sei sicherlich die Sorge gewesen, dass missverstandene Äußerungen von US-Notenbankern weltweit Turbulenzen an den Märkten hätten auslösen können, bestätigte Bernanke die entsprechende Frage eines Reporters. Er glaube aber, dass in heutigen Zeiten der Nutzen durch mehr Informationen höher sei, als dieses Risiko.
Wachstums-Prognose gesenkt

In den entsprechenden Foren und Chatrooms meinten Zuschauer dann auch eine gewisse Blässe gesehen zu haben.
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Besonders gute Nachrichten hatte Bernanke bei dieser Premiere allerdings nicht zu vermelden. Die US-Notenbank hat ihre Wirtschaftswachstum-Prognose für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die Fed geht nunmehr für 2011 von einem Zuwachs zwischen 3,1 und 3,3 Prozent aus. Im Januar war ein Wachstum von 3,4 bis 3,9 Prozent vorausgesagt worden.
Er erwarte auch für das erste Quartal dieses Jahres ein schwächeres Wachstum als zuvor und zwar etwas weniger als zwei Prozent, sagte Bernanke. Die Quartalszahl wird an diesem Donnerstag veröffentlicht. Auf der positiven Seite sieht der Fed-Chef eine bessere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt als noch im Januar geschätzt. Demnach rechnet die Notenbank jetzt damit, dass die Arbeitslosenrate 2011 zwischen 8,4 und 8,7 Prozent liegen wird. 2013 könnte sie erstmals unter die 7-Prozent-Marke sinken. Zuvor war für dieses Jahr von einer Spanne zwischen 8,8 bis 9,0 Prozent ausgegangen worden. Die Quote liegt derzeit bei 8,8 Prozent.
Ende der Wertpapierkäufe
Die US-Notenbank wird ihr 600 Mrd. Dollar schweres Programm zum Kauf von US-Staatsanleihen wie geplant zum Ende des zweiten Quartals beenden. Die Käufe würden bis Ende Juni abgeschlossen, bestätigte Bernanke. Allerdings sollten weiterhin die Erträge aus fällig gewordenen hypothekenbesicherten Papiere reinvestiert werden.

Doch Ben Bernanke verließ nach gut einer Stunde und etlichen Reporterfragen sichtlich zufrieden und selbstbewusst die Bühne.
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Zuvor hatte der Offenmarktausschuss der Fed den Leitzinssatz mit den Stimmen aller zehn Mitglieder des Gremiums wie erwartet unverändert auf den historischen Tiefstand von 0 bis 0,25 Prozent belassen. Ungeachtet einer zunehmenden Entspannung am Arbeitsmarkt bewertete die Zentralbank das Wachstum der US-Wirtschaft weiter als "moderat". Das Inflationsrisiko schätzte die Fed als gering ein, obwohl sie die US-Konjunktur mit einer Flut frischen Geldes stützt. Inflationäre Effekte durch gestiegene Öl- und Rohstoffpreise seien "vorübergehend", die Zentralbank werde die Entwicklung aber im Auge behalten.
An der Wall Street waren diese Beschlüsse weithin erwartet worden, so dass größere Kursausschläge ausblieben. Euro und Goldpreis legten nach der Zinsentscheidung kräftig zu. Die Gemeinschaftswährung markierte bei 1,4741 US-Dollar ihren bisher höchsten Stand in diesem Jahr. Der Goldpreis kletterte auf ein Rekordhoch von 1.523,18 US-Dollar je Feinunze.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/DJ