Nullzinspolitik bis 2014 Fed überrascht die Märkte
25.01.2012, 20:25 Uhr
Angesichts der trüben Konjunktur will die Federal Reserve deutlich länger als bislang gedacht an ihrer Politik des extrem billigen Geldes festhalten. Wirtschaftslage wie auch Inflationserwartungen rechtfertigten es, dass der Leitzins bis mindestens Ende 2014 auf "außergewöhnlich niedrigem Niveau" bleibt, heißt es.
Dicke Überraschung in Washington: Die US-Notenbank will ihre Nullzinspolitik nun sogar bis mindestens Ende 2014 beibehalten und damit deutlich länger als an den Börsen erwartet worden war. Vor diesem Zeitpunkt sei wegen der schwierigen konjunkturellen Lage wahrscheinlich nicht mit einer Zinserhöhung zu rechnen, teilte die Federal Reserve (Fed) nach einer Sitzung ihres für die Geldpolitik entscheidenden Offenmarktausschusses (FOMC) mit. Den Leitzins beließ die Fed bei 0 bis 0,25 Prozent. Der Dollar gab zum Euro nach, während die Kurse von US-Staatsanleihen deutlich zulegten.
Bislang hatte sich die Fed darauf festgelegt, den Leitzins bis "Mitte 2013" auf dem gegenwärtigen rekordniedrigem Niveau zu halten. Fed-Chef Ben Bernanke sagte bei der Pressekonferenz, dass die Notenbank auch ein neues Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen auflegen könnte. Auf diesem Weg würden die Märkte noch über den Niedrigzinssatz hinaus mit frischem Geld versorgt.
Zuvor wurden erstmals in der fast hundertjährigen Geschichte der Fed die Erwartungen der Mitglieder des FOMC für die künftige Zinsentwicklung und für den Zeitpunkt der ersten Zinsänderung publiziert. Bernanke musste einräumen, wie gespalten die Führung der mächtigsten Notenbank der Welt ist: bei den erstmals individuell veröffentlichten Erwartungen der Top-Notenbanker zeigte sich, dass immerhin drei der zehn FOMC-Mitglieder gerne schon dieses Jahr den Zielsatz für Tagesgeld (Fed Funds Target Rate), den Leitzins, wieder erhöhen würden. Sechs Zentralbanker wollen damit allerdings bis 2015 oder sogar 2016 warten und damit noch länger als die nun geltende offizielle Linie.
Erstes Inflationsziel
Ebenfalls ein Novum ist das Inflationsziel, das sich die Fed nun gibt. Sie peile langfristig eine Teuerungsrate von zwei Prozent an, hieß es. Bis dato hatte die Fed diese Zielmarke zwar verfolgt, es jedoch nicht offiziell in ihren Zielkatalog aufgenommen. Andere wichtige Notenbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Bank von England haben seit vielen Jahren Inflationsziele - teils selbst gewählt wie bei der EZB, teils von der Regierung vorgegeben wie bei den Briten.
Die Fed äußerte sich trotz einiger zuletzt überraschend gut ausgefallenen Konjunkturdaten weiterhin pessimistisch zu Lage und Perspektiven der US-Wirtschaft. Die Arbeitslosigkeit sei ungeachtet jüngster Anzeichen einer Verbesserung weiterhin viel zu hoch und die Investitionstätigkeit vieler Unternehmen habe zuletzt nachgelassen. In diesem Punkt malte die Zentralbank sogar ein dunkleres Bild als noch vor gut einem Monat beim letzten Zinsbeschluss, kam allerdings zu dem Gesamturteil, dass das die seit Jahren arg gebeutelte Wirtschaft trotz der jüngsten Abkühlung der Weltkonjunktur weiterhin moderat wachsen werde. Mit der Entwicklung der Preise zeigte sich Bernanke zufrieden. Die Inflationsrate werde in nächster Zeit auf einem Niveau bleiben, das mit Preisstabilität vereinbar sei.
Quelle: ntv.de, sla/rts