MAN macht Weg frei Ferrostaal ist weg, VW da
28.11.2011, 11:00 Uhr
Dreier-Allianz in Nutzfahrzeugbranche nimmt immer konkretere Formen an.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
MAN ist ein Hauptproblem los: Ferrostaal wechselt den Besitzer und macht damit den Weg für eine Integration im Volkswagen-Konzern frei. Die Dreier-Allianz VW, MAN und Scania wird immer konkreter und geht auf direkte Konfrontation zu den Branchengrößen Daimler und Volvo.
Der Weg für die Dreier-Allianz in der Nutzfahrzeugbranche mit Volkswagen, MAN und Scania unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns ist frei. Aktienrechtliche Ungewissheiten, die die Integration von MAN bisher verhindert haben, sind ausgeräumt: MAN hat eine Lösung für sein Problem mit der einstigen Tochter Ferrostaal gefunden.
MAN wird den Essener Baudienstleister für 350 Mio. Euro von dem arabischen Staatsfonds IPIC zurückkaufen und für 160 Mio. Euro an die Beteiligungsgesellschaft MPC weiterreichen. Mit der Einigung seien sämtliche Ansprüche zwischen MAN und IPIC abgegolten.
Verträge unterzeichnet
Vor zwei Jahren hatte MAN 70 Prozent des Essener Großanlagenbauers Ferrostaal an IPIC verkauft. Der Staatsfonds weigerte sich bis zuletzt wegen der nach wie vor ungeklärten Vorwürfe bislang jedoch, die vereinbarte Option zu ziehen.
Die Verträge seien am Montag unterzeichnet worden, teilte MAN nun mit. Vollzogen werde die Transaktion unmittelbar nach der Freigabe der Wettbewerbsbehörden. Das Trio soll es in Sachen Größe mit den Branchenschwergewichten Daimler und Volvo aufnehmen können.
Manipulation bei MAN
MAN wird seit dem Frühjahr 2009 von einer Schmiergeldaffäre in Atem gehalten. Zuerst wurde bekannt, dass der Konzern den Verkauf von Lastwagen und Bussen mit Bestechungsgeldern angekurbelt hatte. Insgesamt wurden zwielichtige Zahlungen von mehr als 50 Mio. Euro in den vergangenen zehn Jahren aufgedeckt. Ende 2009 erklärte MAN die Ermittlungen in Absprache mit der Münchener Staatsanwaltschaft für beendet und zahlte eine Strafe von fast 151 Mio. Euro.
Zahlreiche hochranginge Manager - unter anderem der ehemalige Vorstandsvorsitzende Håkan Samuelsson, Finanzvorstand Karlheinz Hornung und der Chef der Nutzfahrzeugsparte, Anton Weinmann - nahmen im Zuge des Skandals damals ihren Hut. Die Münchener schufen in Reaktion auf die Vorkommnisse ein sehr striktes Compliance-System.
Erst vor Kurzem traten dann neue Unregelmäßigkeiten - diesmal bei der Tochter Diesel & Turbo - zu Tage. Die hauseigene Compliance-Abteilung und externe Berater untersuchen, ob beim Verkauf von Viertakt-Schiffsdieselmotoren der Tochter Diesel & Turbo möglicherweise illegal nachgeholfen wurde. Es war wohl möglich, die ermittelten Kraftstoffsverbrauchswerte der Motoren auf firmeneigenen Prüfständen zu beeinflussen. Ob und in welchem Umfang von dieser Option Gebrauch gemacht wurde, wird nun analysiert.
Kurse profitieren
Die Einigung mit IPIC beflügelte indes auch den Aktienkurs: Die Papiere legten in einem positiven Marktumfeld rund 4 Prozent zu und gehörten zu den Top-Gewinnern im Leitindex.
Der Deal belaste zwar die MAN-Bilanz mit 330 Millionen Euro, dennoch werte er die Einigung mit dem arabischen Staatsfonds positiv, betonte DZ-Bank-Analyst Michael Punzet. Da der Unsicherheitsfaktor aus dem Weg geräumt sei, stehe die Tür offen für eine Integration von MAN in den Volkswagen-Konzern. Dieser hält nach Reuters-Daten bereits knapp 56 Prozent der MAN-Anteile.
VW-Papiere notierten ebeenfalls deutliche 4 Prozent fester. Die Titel des zukünftigen Ferrostaal-Eigners MPC schossen sogar gut 11 Prozent in die Höhe.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ