Wirtschaft

Erbin verabschiedet sich Festung Roche wird angreifbar

Aderlass beim Roche-Aktionärspool: Maja Oeri verlässt ihn und nimmt ihre fünf Prozent mit. Nun halten die verbleibenden Nachfahren des Firmengründers Fritz Hoffmann-La Roche nur noch 45,01 Prozent. Oeri will nach eigenen Angaben aber weiter für die Unabhängigkeit des Schweizer Konzerns wirken.

Roche-Firmensitz in Basel.

Roche-Firmensitz in Basel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die lange uneinnehmbare Festung Roche verliert einen Teil ihrer Verteidigung gegen unerwünschte Übernahmen. Die Firmenerbin Maja Oeri stieg aus dem seit 1948 existierenden Aktionärspool der Familie aus und nahm ihre rund fünf Prozent der Roche-Anteile mit.

Nun halten die verbleibenden Nachfahren des Firmengründers Fritz Hoffmann-La Roche nur noch 45,01 Prozent. An der Börse ließ diese Nachricht die Händler aufhorchen, auch wenn die Aussteigerin Oeri mitteilte, auch sie fühle sich weiter der Unabhängigkeit des Konzerns verpflichtet.

Bislang waren die Roche-Aktien an der Börse praktisch gleich bewertet worden wie die Genussscheine, die kein Stimmrecht aufweisen und deren Besitzer keinen Einfluss auf die Firma haben. Das Stimmrecht war bisher auch nicht so wichtig: Roche galt wegen des Familien-Pools als uneinnehmbare Festung - auch wenn die Mehrheit zuletzt nur noch hauchdünn war.

"Obwohl eine Übernahme immer noch sehr, sehr unwahrscheinlich ist, ist rein theoretisch ein höherer Aufschlag wieder gerechtfertigt", sagte nun ein Börsenhändler. Zweitgrößter Aktionär des Pharmariesen ist der Lokalrivale Novartis, der knapp einem Drittel der stimmberechtigten Inhaberaktien kontrolliert. Novartis-Präsident Daniel Vasella hatte immer mal wieder Ambitionen für einen Zusammenschlusses erkennen lassen, hatte bei Roche aber stets auf Granit gebissen.

Warum Oeri mit ihrem rund eine Milliarde Schweizer Franken großen Paket ausgestiegen ist und ihre Aktionärsrechte künftig selbst wahrnehmen will, war nicht klar. Grundsätzliche Auffassungsunterschiede gebe es nicht, betonte Bruno Dallo, Chef der familieneigenen Scobag Privatbank, der für den Pool spricht.

Antiquierte Aktienstruktur

Um an Geld vom Kapitalmarkt zu kommen ohne die Mehrheit der Familien zu gefährden, hatte Roche schon vor Jahrzehnten die stimmrechtslosen Genussscheine eingeführt. Heute entfallen rund 80 Prozent des Roche-Börsenwertes von rund 114 Milliarden Franken auf diese Zertifikate, die mittlerweile als antiquiert gelten.

Am Freitag zogen die wenig gehandelten Roche-Inhaberaktien nun 4,5 Prozent auf 140,50 Franken an. Die Genussscheine tendierten praktisch unverändert bei 130,20 Franken. Die Kursdifferenz von nunmehr rund zehn Franken repräsentiert den Wert des mit der Aktie verbundenen Stimmrechtes.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen