Gerüchte über VW-Interesse Fiat gibt Alfa nicht her
24.09.2012, 17:53 Uhr
Alfa Romeo: Ein Autohintern, der auch VW-Patriarch Piech seit Jahrzehnten fasziniert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Fiat fährt in Europa Verluste ein. Allein die US-Tochter Chrysler hält den Konzern noch in der Gewinnzone. Obwohl Fiat-Chef Marchionne die Jahresziele für sein Unternehmen wiederholt bekräftigt, wird über einen möglichen Verkauf der Marke Alfa Romeo spekuliert. Einen Interessenten gibt es bereits seit Jahren.
Der italienische Autokonzern Fiat leidet zwar unter der massiven Absatzkrise in Europa, er will sich aber nicht von Alfa Romeo trennen. Die Tochter stehe nicht zum Verkauf, bekräftigte Konzernchef Sergio Marchionne. Am Wochenende hatte ein "Focus"-Bericht Spekulationen über ein Interesse von Volkswagen an Alfa Romeo neu angeheizt. Dem Magazin zufolge hatten Vertreter von VW mehrere Werke des italienischen Rivalen inspiziert. Ein VW-Sprecher erklärte daraufhin, es sei zwar kein Geheimnis, dass Alfa Romeo eine interessante Marke sei. "Wir sind aber mit zwölf Marken im Konzern gut aufgestellt", fügte er hinzu.
Marchionne sagte, er würde VW als Produzenten in Italien begrüßen. Es wäre jedoch albern zu glauben, dass ausländische Hersteller der angeschlagenen italienischen Automobilindustrie helfen könnten. Er bezog sich dabei auf Forderungen italienischer Gewerkschaften, die von der Regierung verlangt hatten, verstärkt ausländische Investitionen im italienischen Autosektor anzuwerben.
VW und das "Blutbad"
Fiat leidet besonders stark unter der Absatzkrise in Europa und kann seine Werke kaum auslasten. Marchionne, der derzeit turnusgemäß den europäischen Herstellerverband Acea führt, hatte sich deshalb vor einigen Monaten für eine Reduzierung der Kapazitäten aller Hersteller in Europa eingesetzt, war damit aber am Widerstand der Konkurrenz gescheitert.
Den Zorn von VW hatte sich der selbstbewusste Fiat-Boss zugezogen, als er dem Wolfsburger Konzern vorwarf, durch eine aggressive Preisgestaltung ein "Blutbad" unter den anderen Herstellern anzurichten. VW hatte Marchionne daraufhin zum Rücktritt als Acea-Chef aufgefordert.
Die Beziehungen zwischen Fiat und VW gelten schon seit längerem als konfliktreich. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Interesse an Alfa Romeo geäußert und Marchionne damit gegen sich aufgebracht. Zuletzt hatte der Porsche-Enkel auf dem Pariser Autosalon vor zwei Jahren gesagt, die Wolfsburger hätten keine Eile, ihr Ziel zu erreichen. "Wir sind geduldig, wir können warten", sagte Piech damals. Dem Fiat-Konzern gehe es "noch zu gut". Fiat hatte zuletzt nur dank seiner US-Tochter Chrysler einen Verlust vermieden: In Europa hätte Fiat allein ein Minus von 246 Mio. Euro eingefahren. Der gesamte Konzern verbuchte einen Nettogewinn von 358 Mio. Euro.
In diesem Jahr hält Fiat zudem weiter an einem Milliardengewinn fest. Fiat sei in einer "gesunden Verfassung", sagte Marchionne und bestätigte den Gesamtjahresausblick. Demnach peilt der Konzern für das laufende Jahr unter anderem einen Nettogewinn von 1,2 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro bei einem Umsatz von mehr als 77 Mrd. Euro an. Wegen der massiven Probleme bei Fiat hatte der italienische Ministerpräsident Mario Monti Unternehmenschef Sergio Marchionne und Präsident John Elkann am Samstag nach Rom gerufen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa