Doch kein Druckmittel gegen Veba Fiat verschiebt Chrysler-Börsengang
25.11.2013, 18:57 Uhr
Da ist Fiat wohl doch etwas vorschnell gewesen: Nur kurz nachdem der Konzern den Börsengang seiner US-Tochter Chrysler für Ende des Jahres bekannt gibt, verschiebt er ihn auch schon wieder. Auf wann, das bleibt unklar.
Der italienische Autobauer Fiat verschiebt überraschend den für dieses Jahr geplanten milliardenschweren Börsengang seiner US-Tochter Chrysler. "Es wird nicht möglich sein, den Börsengang der Chrysler Group vor dem Ende des Geschäftsjahres 2013 einzuleiten und abzuschließen", teilte der Konzern mit. "Es kann keine Zusicherung gegeben werden, ob und wann ein Angebot gestartet wird." Das hänge von den Marktbedingungen ab. Angepeilt werde aber, den Börsengang im ersten Quartal 2014 voranzutreiben. Die Fiat-Aktien fielen nach Bekanntgabe der Entscheidung um mehr als zwei Prozent.
Fiat-Chef Sergio Marchionne wollte mit einem raschen Gang auf das Börsenparkett den gewerkschaftsnahen Pensionsfonds Veba als zweiten Großaktionär unter Druck setzen. Beide Seiten streiten sich um den Wert der Chrysler-Anteile. Veba verlangte für seine 41,5 Prozent nach Insider-Informationen fünf Milliarden Dollar. Analysten schätzen das Paket dagegen nur auf rund vier Milliarden Dollar. Fiat wollte mit dem Börsengang beweisen, dass sein Gebot angemessen ist und Veba damit zum Einlenken bewegen.
Chrysler im Aufwind
Der italienische Konzern war 2009 nach der von der US-Regierung abgesicherten Insolvenz bei dem Detroiter Traditionsunternehmen eingestiegen und hatte seine Beteiligung nach und nach auf 58,5 Prozent aufgestockt. Chrysler befand sich zuletzt im Aufwind: Im dritten Quartal stieg der Gewinn um 22 Prozent auf 464 Millionen Dollar, der Umsatz um fast 14 Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar. Damit wird die Tochter immer wichtiger für den Fiat-Konzern, der vor allem auf dem Heimatmarkt zu kämpfen hat.
Der Rückzieher kommt umso überraschender, als das "Wall Street Journal" kurz zuvor über Details zum Börsengang berichtete. Demnach sollten in dieser Woche die Preisspanne festgelegt werden. Diese werde so ausfallen, dass Chrysler mindestens 1,5 Milliarden Dollar einnehme. Geplant sei, fast 17 Prozent des Unternehmens an die Börse zu bringen. Damit ergebe sich eine Gesamtbewertung für den drittgrößten US-Autokonzern zwischen neun und zwölf Milliarden Dollar. Der Gang aufs Parkett sei für die erste Dezemberhälfte vorgesehen und damit rechtzeitig vor der weihnachtlichen Ruhe an den Finanzmärkten.
Quelle: ntv.de, sko/rts