Wirtschaft

Triumph für Marchionne Fiatianer lenken ein

Hoch industrialisiertes Norditalien: Blick über den Fiat-Stammsitz Mirafiori bei Turin.

Hoch industrialisiertes Norditalien: Blick über den Fiat-Stammsitz Mirafiori bei Turin.

Bei der Abstimmung über einen neuen Tarifvertrag zeichnet sich im Stammwerk von Fiat in Mirafiori eine knappe Mehrheit ab: Die mehr als 5000 Beschäftigten stimmen den umstrittenen Bedingungen von Fiat-Chef Marchionne offenbar zu. Italiens Regierungschef Berlusconi bezeichnet das Ergebnis als richtungsweisend für den italienischen Autobau.

Mirafiori: Am Haupteingang für Besucher.

Mirafiori: Am Haupteingang für Besucher.

In Italien haben die Arbeiter des Fiat-Stammwerks in Mirafiori offenbar mehrheitlich einem umstrittenen neuen Tarifvertrag zugestimmt und damit weitreichende Zugeständnisse bei den Arbeitsbedingungen gemacht. Eine knappe Mehrheit habe einer zwischen Konzernleitung und Gewerkschaften ausgehandelten Vereinbarung zugestimmt und so den Erhalt des Werkes gesichert, hieß es aus Gewerkschaftskreisen. Die nötige Schwelle sei überschritten worden, die Auszählung der Stimmen aber noch nicht abgeschlossen.

Nach ersten, betriebsinternen Angaben stimmten 54 Prozent für die Pläne von Fiat-Chef Sergio Marchionne, der für das Werk flexiblere Verträge, längere Arbeitsschichten und kürzere Pausen verlangt. Die Zugeständnisse der Arbeiter gelten als wegweisend für die Sanierung der heimischen Werke des Traditionsherstellers.

Weniger Geld, kürzere Pausen, längere Arbeitszeiten, weniger Rechte: Berlusconi bezeichnet den Fiat-Tarifvertrag als richtungsweisend.

Weniger Geld, kürzere Pausen, längere Arbeitszeiten, weniger Rechte: Berlusconi bezeichnet den Fiat-Tarifvertrag als richtungsweisend.

Für den Fall, dass die rund 5500 Arbeiter dem Tarifvertrag zustimmen, hatte Marchionne versprochen, eine Milliarde Euro in den Standort in Mirafiori zu stecken - auch, um dort zusammen mit dem US-Partner Chrysler einen neuen Jeep zu bauen. Der Turiner Konzern hält 25 Prozent an Chrysler und lotet eine Mehrheitsübernahme aus.

Fiat schränkt das Streikrecht ein

In der Nacht warteten Gewerkschaftsmitglieder gespannt auf die ersten Ergebnisse.

In der Nacht warteten Gewerkschaftsmitglieder gespannt auf die ersten Ergebnisse.

Vor allem die linksorientierte Gewerkschaft Cgil-Fiom hatte Marchionnes Bedingungen dagegen kategorisch abgelehnt. Arbeitnehmervertreter hatten das Tarifsystem für das Stammwerk unter anderem als "skandalös" bezeichnet. Marchionne wiederum drohte damit, diese Investition im Ausland zu tätigen, sollte die Belegschaft ablehnen. Kritiker nannten Marchionnes einschneidende Forderungen für das Stammwerk "moderne Sklaverei", Befürworter sprechen von einer neuen Ära des Autobaus in Italien.

Die Regierung in Rom begrüßte die Zustimmung zu dem neuen Tarifvertrag. Die Vereinbarung sieht unter anderem ein flexibleres Schichtsystem und geringere Zuwendungen an die Arbeiter vor. Das Streikrecht wird beschränkt. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte die Abstimmung als richtungsweisend im Kampf um den Erhalt italienischer Fabriken bezeichnet.

Berlusconi hatte auf einen positiven Ausgang gehofft, um den Standort Italien des mächtigsten Industriekonzerns im Land zu sichern. Dabei geht es um mögliche Gesamtinvestitionen des Turiner Autobauers von etwa 20 Mrd. Euro in Italien, wie Marchionne angekündigt hatte. In Mirafiori wurden im vergangenen Jahr etwa 120.000 Fahrzeuge gebaut. Die Produktion soll nach Marchionnes Plänen mehr als verdoppelt werden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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