Fachkräftemangel macht Sorgen Firmen sollen flexibler sein
25.12.2010, 14:39 UhrAngesichts des Fachkräftemangels in Deutschland müssen sich die Unternehmen flexibler zeigen. Das fordert die Bundesagentur für Arbeit. Man könne nicht immer passgenaue Bewerber erwarten, mahnt BA-Chef Frank-Jürgen Weise.
In der Debatte um einen Fachkräftemangel hat der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, von Firmen mehr Flexibilität bei der Anwerbung und Einstellung neuer Mitarbeiter verlangt. Unternehmen könnten angesichts des knapper werdenden Kräfteangebots nicht immer mit passgenauen Bewerbern rechnen, sagte Weise der Nachrichtenagentur dpa. Die Rekrutierung neuer Kräfte funktioniere nicht mehr wie zu Zeiten hoher Arbeitslosigkeit. "Wir werden in Zukunft für viele Berufe nicht mal mehr einen Arbeitslosen haben", unterstrich er.
Statt nach einem formalen, zertifizierten Berufsabschluss sollten sich Firmenchefs daher künftig verstärkt nach den tatsächlichen Fähigkeiten der Bewerber erkundigen. "Man wird vielleicht künftig einem Unternehmen auf eine qualifizierte Ingenieursstelle einen erfahrenen Techniker präsentieren", erläuterte der Bundesagentur- Manager. Was diesem noch an Qualifikationen fehle, sollte mit einem "training on the job" oder einer firmeninternen Fortbildung wettgemacht werden. Das sei aber allein Sache der Unternehmer. Diese müssten generell noch mehr in Fortbildung investieren.
Befürchtungen, die am 1. Mai startende Freizügigkeit für Beschäftigte aus Polen und den baltischen Staaten könnte zu einem Lohndumping in Deutschland führen, hält Weise hingegen für unbegründet. "Wirklich gut ausgebildete Menschen haben in ihrem Heimatland längst eine gute Beschäftigung", betonte er. Außerdem sei fraglich, ob Menschen aus diesen Ländern in Deutschland eine Beschäftigung suchten. Die Erfahrung zeige, dass etwa Balten wegen der schweren Sprachtests in Deutschland eher in andere europäische Länder gingen.
Probleme könne es allenfalls mit der Dienstleistungsfreizügigkeit geben. Diese erlaube etwa Zeitarbeitsunternehmen aus Polen oder dem Baltikum, ihre Dienstleistungen in Deutschland anzubieten. Die Beschäftigten würden dabei weiter zu Tarifen ihres Heimatlandes beschäftigt, sagte Weise. Davon betroffen sein könnten auch deutsche Handwerksbetriebe. "Das könnte zu einem Dumping führen. Da muss man jetzt überlegen, ob man das tariflich löst oder eine gesetzliche Linie zieht." Im Großen und Ganzen rechne er aber mit keinen großen Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt.
Quelle: ntv.de, dpa