Düstere Prognosen Firmenpleiten steigen kräftig
06.11.2009, 15:19 Uhr
Eine Zunahme der Pleiten befürchtet Creditreform vor allem für die Zulieferer in der Industrie.
(Foto: dpa)
Die Wirtschaft erholt sich langsam wieder, doch immer mehr Unternehmer müssen den bitteren Gang zum Insolvenzrichter antreten. Die Zahl der Firmenpleiten stieg im August um 12,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 2619. Experten rechnen bis weit ins nächste Jahr hinein mit weiter steigenden Pleiten, was die Arbeitslosigkeit spürbar erhöhen und viele Verbraucher mit in den Schuldensumpf reißen dürfte.
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform befürchtet, dass in diesem Jahr bis zu 35.000 Unternehmen zahlungsunfähig werden. Bis August meldeten sich bereits 21.807 Firmen insolvent, darunter so bekannte Namen wie Quelle, der Porzellanhersteller Rosenthal, der Modelleisenbahnbauer Märklin und die Bekleidungsfirma Schießer. "Wir hatten im ersten Halbjahr eine Pleitewelle bei großen Firmen", sagte Creditreform-Experte Hardy Gude. "Im zweiten Halbjahr wird es vor allem kleinere und mittlere Unternehmen treffen."
Vor allem Industriefirmen gefährdet
Eine Zunahme der Pleiten befürchtet Creditreform vor allem für die Zulieferer in der Industrie. "Hier waren die Geschäftseinbrüche besonders heftig", sagte Gude. Auch für Unternehmen mit einer dünnen Kapitaldecke werde es enger. "Nach einem Jahr Rezession sind die ohnehin dünnen Polster für schlechte Zeiten aufgebraucht."
Tausende Beschäftigte haben bereits ihren Job verloren. "Trotz der aktuellen Konjunkturbelebung ist es sehr wahrscheinlich, dass die Zahl der Firmenpleiten in den nächsten Monaten weiter steigen wird", sagte UniCredit-Analyst Andreas Rees. "Das lässt einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit befürchten." Sie werde 2010 bis auf 4,25 Millionen steigen - im Oktober waren es rund 3,2 Millionen.
Verbraucherinsolvenzen stagnieren
Im Gegensatz zu den Firmen stagnierte die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nahezu. Hier gab es nur eine leichte Zunahme von 0,3 Prozent auf 7858. Gründe dafür seien der bislang relativ stabile Arbeitsmarkt, niedrige Inflationsraten und ein Verzicht der Verbraucher auf übermäßigen Konsum, sagte Creditreform-Experte Gude. Doch Entwarnung gibt er nicht: "2010 ist ein merklicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten, was deutlich mehr Verbraucher in den Privatinsolvenz treiben könnte".
Die offenen Forderungen der Gläubiger gegenüber Firmen, Verbrauchern und anderen Schuldnern bezifferten die Gerichte im August auf 4,3 Milliarden Euro. Das ist fast doppelt so viel wie vor einem Jahr mit 2,2 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, rts