Der Führungswechsel allein bringt Siemens nicht in das gewünschte ruhige Fahrwasser zurück. Die Ratingagentur Fitch findet zwar lobende Worte für den neuen Chef Kaeser, schätzt die weiteren Aussichten aber eher düster ein - und senkt die Bonität.

Eigentlich wollte der neue Siemens-Chef Joe Kaeser, dass nach dem turbulenten Führungswechsel schnell Ruhe im Konzern einkehrt. Das gestaltet sich jedoch nicht ganz so einfach. Wie sich an seinem zweiten Amtszeit zeigt, liegt es auch nicht allein in seiner Hand: Die Ratingagentur Fitch stuft die Bonitätsbewertung zurück. Die Experten benoten den Konzern künftig nur noch mit "A" statt wie bisher mit "A+". Der Ausblick bleibt stabil.

Zu Begründung heißt es, man sei unzufrieden mit der Renditeentwicklung und dem Fortgang des Sparprogramms der Münchner, die seit Donnerstag von Kaeser geführt werden. "Seine Ernennung ist eine positive Entwicklung. Allerdings sind wir der Auffassung, dass die Schwierigkeiten des Unternehmens zunehmen."

Trotz einer starken Geschäftsentwicklung während der Rezession stehe Siemens bereits am unteren Ende des aktuellen Rating-Spielraums. Die Ratingagentur sei skeptisch, was das Tempo und den ultimativen Erfolg der angepeilten Veränderungen in einer Organisation von der Größe und Komplexität von Siemens angehe.

Erst vor zwei Tagen musste Peter Löscher als Konsequenz von Managementfehlern den Chefsessel räumen. Die Schlammschlacht, die dem Führungswechsel vorausgegangen war, hatte Wirtschaft wie Politik auf den Plan gerufen, und selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Stellungnahme veranlasst. Zuletzt beurteilte Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin die Art und Weise des Führungswechsels kritisch. "Ich weiß auch nicht, ob der Führungswechsel bei Siemens richtig war." Ein echter Neuanfang ist es für Siemens nicht.

Der Siemens-Kurs gab nach der Senkung der Bonitätsbewertung nach.