Wer nicht mitzieht, kann gehen Fitschen meint es ernst
31.01.2013, 11:17 Uhr
Immer noch das "neue" Führungsduo: Jürgen Fitschen und Anshu Jain (Archivbild).
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit markigen Worten unterstreicht Jürgen Fitschen, wie ernst es Deutschlands größtem Geldhaus mit den angestrebten Veränderungen in der Unternehmenskultur ist: Wer die neuen Leitlinien nicht ernst nimmt, "der sollte besser gehen".
Die Deutsche Bank macht mit dem angekündigten Kulturwandel ernst. Wer sich nicht vorbehaltlos zu den neuen Werten bekenne, "ist bei der Deutschen Bank am falschen Ort und sollte sich nicht bei uns bewerben", sagte Co-Chef Jürgen Fitschen. "Wer bei uns arbeitet und diese Werte nicht respektiert, der sollte besser gehen, das haben wir jedem gesagt."
Hintergrund der neuen Leitlinie sind die teils extrem kostspieligen Skandale, Gerichtsverfahren und Imageschäden, die der Bank im Zusammenhang mit der übersteigerten Profitorientierung und einer gewissen rechtlichen Orientierungslosigkeit einzelner Mitarbeiter auf verschiedenen Ebenen entstanden waren. Riskanten Spekulationen, Zocker-Mentalitäten und Gehaltsexzessen hat die neue Führung der Deutschen Bank den Kampf angesagt. Der Kunde und nicht der eigene Bonus soll für die Banker des Hauses künftig im Mittelpunkt stehen.
Das hat auch Auswirkungen auf die Bezahlung: Seit Herbst 2012 nimmt eine externe Kommission unter Leitung von Ex-BASF -Chef Jürgen Hambrecht die Vergütungsstrukturen von Deutschlands größtem Geldhaus unter die Lupe. Erste Vorschläge des Gremiums wurden bei der Bonus-Ausschüttung für 2012 bereits berücksichtigt. So hat sich der prozentuale Anteil der Boni an den Erträgen im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau mehr als halbiert auf unter zehn Prozent.
Keine garantierten Boni mehr
Führungskräfte erhalten ihre Boni künftig erst nach fünf Jahren, damit sie den langfristigen Erfolg des Instituts im Auge haben und nicht kurzfristige Gewinne. Garantierte Boni über viele Jahre gibt es künftig gar nicht mehr. Zudem sollen kulturelle Grundsätze und das Risikomanagement stärker bei der Vergütung berücksichtigt werden.
Kommissions-Leiter Hambrecht sprach von einem großen Schritt in die richtige Richtung. "Allerdings ist ein Kulturwandel ein langwieriger Prozess, der viele kleine und viele große Schritte erfordert."
Der gute Ruf geht vor Risiko
Verschärft hat die Deutsche Bank auch die internen Kontrollen. Bereits seit September überprüfe ein unabhängiges Gremium die Meldungen der Bank zur Erhebung des Referenzzinssatzes Libor. Weltweit wird gegen diverse Geldhäuser wegen einer Manipulation des Libor ermittelt - auch gegen die Deutsche Bank.
"Unser Ziel ist es, die Risikokultur zu verändern und dafür zu sorgen, dass die Reputation der Bank stets im Zentrum aller unserer Entscheidungen steht", sagte Fitschen. Den Mitarbeitern soll dies in verpflichtenden Seminaren zum Thema "Verhalten im Geschäftsalltag und Ethik" vermittelt werden.
Am Morgen hatte die Deutsche Bank mit den Ergebnissen aus dem Schlussquartal 2012 einen überraschend hohen Verlust aufgedeckt. Unter dem Strich stand ein Minus von 2,2 Mrd. Euro. Damit verfehlte das Institut die Analystenerwartungen deutlich. Teure Umbaumaßnahmen und hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten trugen zu den tiefroten Zahlen bei. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bank noch einen Gewinn von knapp 200 Mio. Euro verzeichnet.
Quelle: ntv.de, mmo/rts