Schweiz will Wechselkurs einfangen Franken an den Euro binden?
14.08.2011, 15:05 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Schweiz bekommt den Höhenflug ihres Franken einfach nicht in den Griff. Um die Exportwirtschaft zu schützen, will die Schweizer Notenbank die Währung unbedingt abwerten. Jetzt erwägt die Zentralbank Medienberichten zufolge, den Franken vorübergehend an den Euro zu binden.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Bundesregierung in Bern beraten einem Zeitungsbericht zufolge über die Fixierung eines Wechselkursziels des Franken gegenüber dem Euro.
Wie die wöchentlich erscheinende "Sonntagszeitung" unter Berufung auf sogenannte Insider berichtet, befürwortet der Industrieverband Economiesuisse einen Zielkorridor zwischen 1,10 und 1,15 Franken/Euro. Die Gewerkschaften sollen sogar ein Wechselkursziel von 1,40 Franken/Euro fordern. Am Freitag hatte ein Euro 1,10 Franken gekostet, zu Jahresbeginn waren es 1,25 Franken gewesen.
Flucht in den "sicheren Hafen"
Die Aufwertung des Franken folgt der verschärften Risikoaversion der Finanzmarktakteure, die den Franken angesichts der Schuldenkrise in den USA und im Euroraum als relativ sichere Anlage betrachten. Die stark exportorientierte schweizerische Wirtschaft klagt über diese Entwicklung, weil sie die preisliche Wettbewerbsfähigkeit ihrer Ausfuhren mindert.
Nach Angaben informierter Personen wird die SNB in Kürze ein Wechselkursziel bekannt geben und bei Erfordernis an den Devisenmärkten intervenieren. Es wird für möglich gehalten, dass die SNB zunächst 1,10 Franken/Euro als Ziel ausgeben und den Zielbereich später anheben wird. Eigentlich untersagt die Verfassung eine derartige Preisgabe Schweizer Souveränität. Änderungen müssten vom Parlament und vom Volk genehmigt werden.
Übergangslösung möglich
Aber schon vor vier Wochen hatte SNB-Chef Hildebrand die Tür für eine vorübergehende Anbindung offen gehalten. Nun bestätigte ihn sein Vize, Thomas Jordan. Auf die Frage, ob ein solcher Schritt mit der Verfassung vereinbar sei, antwortete er mit einer für einen Zentralbanker überraschenden Direktheit: "Solange dies mit der Preisstabilität in der langen Frist vereinbar ist, sind vorübergehende Maßnahmen, die den Wechselkurs beeinflussen, in unserem Mandat enthalten."
Die Regierung könnte am Mittwoch über weitere Schritte entscheiden, die sich dem Vernehmen nach aber auf eine verbale Unterstützung der SNB beschränken dürften.
Quelle: ntv.de, dpa