Wirtschaft

Flaute mitten in der Euro-Zone Frankreichs Wirtschaft stagniert

Das maue Wirtschaftswachstum stellt die Erholung der ganzen Eurozone in Frage.

Das maue Wirtschaftswachstum stellt die Erholung der ganzen Eurozone in Frage.

(Foto: REUTERS)

Frankreich hat zurzeit einen schweren Stand: Wenige Tage nach den Marktgerüchten über den möglichen Verlust seines Triple-A-Ratings und Zahlungsschwierigkeiten der französischen Großbank SocGen wartet das Land mit mauen Wirtschaftsdaten auf. Danach ist das Wachstum im zweiten Quartal komplett zum Stillstand gekommen. Für Paris bedeutet das noch größere Anstrengungen beim Schuldenabbau.

Die überraschende Stagnation der französischen Wirtschaft stellt die Erholung der gesamten Euro-Zone zunehmend in Frage. Das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Volkswirtschaft im Währungsraum wuchs im zweiten Quartal nicht mehr, wie das Statistikamt mitteilte.

Finanzminister François Baroin: Die Entwicklung ist "ein wenig enttäuschend".

Finanzminister François Baroin: Die Entwicklung ist "ein wenig enttäuschend".

(Foto: REUTERS)

Noch zu Jahresanfang hatte es mit 0,9 Prozent das stärkste Wachstum seit rund fünf Jahren gegeben. Dies erhöht zudem den Druck auf die Regierung in Paris, mit Sparpaketen den hohen Schuldenberg abzubauen. An den Finanzmärkten wird immer stärker angezweifelt, ob Frankreich sein "AAA"-Top-Rating als Schuldner behalten wird.

Neben Deutschland galt das Schwergewicht Frankreich bisher als entscheidender Wachstumsmotor im Euro-Raum. Denn viele hoch verschuldete Staaten wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland kommen nur mühsam aus der Krise heraus oder stecken weiter mitten in der Rezession.

Privatkonsum bricht ein

In Frankreich sorgten nun vor allem zurückhaltende Verbraucher für einen Dämpfer. Der Privatkonsum sank deutlich um 0,7 Prozent. Für die gesamte Wirtschaft hatten Fachleute für die Zeit von April bis Juni ein Anziehen von 0,3 Prozent erwartet. Frankreichs langfristige Wachstumsperspektiven seien zwar intakt, betonte Analyst Christian Schulz von der Berenberg Bank. Allerdings dürfte die Verschärfung der Schuldenkrise in Europa für zusätzlichen Druck sorgen.

"Wir gehen davon aus, dass die Wachstumsraten für den Rest des Jahres niedrig bleiben." Die Berenberg Bank erwarte 2011 ein Plus von 1,9 Prozent. Die BIP-Daten hätten aber für ein "deutliches Abwärtsrisiko der Prognose" gesorgt. Die Regierung dürfte ihr Ziel, das Haushaltsdefizit 2011 auf unter sechs Prozent zu drücken, verfehlen. Dies könne die Nervosität an den Märkten erhöhen.

Noch hat das AAA-Rating Bestand

Frankreichs Finanzminister Francois Baroin hingegen betonte, trotz der schwachen Wirtschaftsdaten halte die Regierung an ihren Zielen für das Wachstum und den Defizitabbau fest. Die Konsolidierungspläne basieren auf einer Wachstumsprognose von 2,0 Prozent für 2011. Frankreichs Banken gehörten zu den solidesten weltweit, sagte Baroin im RTL Radio. Frankreich hatte sich in den vergangenen Tagen Marktgerüchten erwehren müssen, dass das Triple-A-Rating fallen könnte.

Am Mittwoch machten dann Gerüchte über angebliche Zahlungsschwierigkeiten der französischen Großbank Societe Generale die Runde  und traten eine neue Verkaufslawine an den europäischen Aktienmärkten los. Die französische Aufsicht AMF kündigte daraufhin ein 15-tägiges Verbot von Leerverkäufen für die Aktien von elf Banken und Versicherern an. Auch Italien, Spanien und Belgien wollen die Marktturbulenzen durch das vorläufige Verbot hochspekulativer Börsengeschäfte eindämmen.

Baroin kündigte zudem baldige deutsch-französische Vorschläge für ein besseres Funktionieren der Eurozone an. Die Anleger könnten darauf zählen, dass beide Länder bis Ende des Sommers eine entsprechende Initiative erarbeiten werden. Die Investoren sollten keine Zweifel an den Fähigkeiten beider Länder haben, Wege für ein effektivere Führung und Koordination des Währungsraumes zu entwickeln. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy wollen am Dienstag in Paris über die aktuelle Lage in der Eurozone beraten.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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